Generated Shownotes
Chapters
0:00:00 Intro & Begrüßung Björn Balg aka Speckobst
0:05:32 Björns Weg zur ADHS-Diagnose
0:30:22 Gaming mit ADHS
0:46:32 ADHS: Kriterien & Einfluss aufs Gaming
1:45:48 Zusammenfassung & Appell an Zuhörende und EntwicklerInnen
1:59:41 Outro & Verabschiedung
Long Summary
In dieser Folge sprechen wir über das Thema Gaming mit ADHS. Mein Gast Björn, auch bekannt als Speckobst, teilt seine Erfahrungen und wie sich ADHS auf das Gaming auswirkt. Wir sind uns einig, dass über dieses Thema bisher zu wenig gesprochen wird.
Zu Beginn stellen wir Björn als Content-Creator vor, der Livestreams, Video-Essays und Reaction-Videos zum Thema Gaming macht. Er konzentriert sich derzeit auf Streams, um mehr Werbeeinnahmen zu generieren. Zudem setzt er sich für die Rechte der Mitarbeiter in der Gamingbranche ein.
Wir sprechen gerne über interessante Themen, und eines davon ist ADHS. Wir wechseln gerne zwischen verschiedenen Themen, je nachdem, worauf wir uns freuen oder was uns gerade beschäftigt. Gemeinsam mit meinem Freund Benjamin Horlitz moderiere ich den Ink-Ribbon-Radio-Horror-Podcast, in dem wir über Horrorspiele sprechen. Heute geht es jedoch um ADHS und wie es sich auf das Spielerlebnis auswirkt.
Ich erzähle, dass ich selbst nicht als Kind diagnostiziert wurde, obwohl es wahrscheinlich gewesen wäre. Früher funktionierte alles gut, aber im Laufe der Jahre hat sich mein Zustand verschlechtert. Ich war immer in Systemen gefangen, in denen ich gezwungen war, Dinge zu lernen und Hausaufgaben zu machen. Danach hatte ich den restlichen Nachmittag frei.
Glücklicherweise hat mein engagierter Großvater Struktur in mein Leben gebracht, indem er sich um meine schulischen Aufgaben gekümmert hat. Später ging ich auf eine Teilinternat-Schule, wo ich nach dem Unterricht Hausaufgabenbetreuung hatte. Dadurch hatte ich immer gute Noten. Aber sobald ich die Verantwortung selbst übernehmen musste, geriet alles durcheinander. ADHS hat dazu geführt, dass ich mich aufgrund verschiedener Gründe nicht konzentrieren konnte und Dinge einfach nicht erledigen konnte.
Rückblickend merke ich, dass diese Situationen vor allem auf die Schwierigkeit des ADHS und meine sozialen Ängste zurückzuführen waren. Es war schwierig, ohne feste Strukturen und Regeln zurechtzukommen.
Wir haben Schwierigkeiten, gewisse Strukturen einzuhalten und Dinge rechtzeitig abzuschließen. Es fällt uns schwer, uns auf eine Aufgabe zu konzentrieren, wenn wir gleichzeitig an vielen Projekten arbeiten. Ich habe letztes Jahr die Diagnose ADHS erhalten und nehme jetzt Medikamente, um meine Konzentration zu verbessern. Die Medikamente helfen mir, mich besser zu fokussieren und produktiv zu sein. Dennoch besteht immer noch die Möglichkeit, abgelenkt zu werden und in alte Gewohnheiten zurückzufallen.
Wir sprechen auch über die Darstellung von ADHS in der Popkultur und wie oft sie falsch dargestellt wird. Es gibt viele Überschneidungen zwischen Autismus und ADHS, und einige Leute werden mit beiden Diagnosen diagnostiziert. Wir diskutieren die Unterschiede in der Gehirnstruktur und wie sie zu Problemen führen können. Es gibt auch Positionen, die sagen, dass Verhaltensweisen, die ADHS zugeschrieben werden, gesunde Reaktionen auf eine ungesunde Umwelt sind.
Ich erkläre auch, wie ADS sich im Schulsystem auswirkt. ADS-Patienten können sich oft hyperfixieren und in bestimmten Fächern sehr gut sein, während ihnen andere Fächer schwerfallen. Es fällt ihnen schwer, sich zu motivieren und Aufgaben anzugehen, die kein Interesse wecken. Medikamente können dabei helfen, die Konzentration zu verbessern, aber es ist auch wichtig zu erkennen, dass ADS-Patienten möglicherweise Unterstützung benötigen.
Björn erwähnt seine Schwierigkeiten mit komplexen Spielen, bei denen er viele Informationen auf einmal verarbeiten muss. Er bevorzugt Spiele, bei denen er intuitiv handeln kann, ohne viele Entscheidungen treffen oder komplexe Mechaniken verstehen zu müssen. Wir alle stimmen darin überein, dass die Darstellung von Informationen in Spielen verbessert werden sollte, um allen Spielern eine bessere Erfahrung zu ermöglichen.
Zusammenfassend kann man sagen, dass ADHS das Gaming-Erlebnis beeinflussen kann und dass es wichtig ist, das Thema in der Popkultur und der Gesellschaft angemessen zu behandeln. Es müssen mehr Ressourcen und Unterstützung für Erwachsene mit ADHS zur Verfügung stehen. Für Menschen mit ADHS kann es eine Herausforderung sein, regelmäßige Termine und Rituale einzuhalten. Es ist wichtig, Multiplayer-Spiele gut zu planen und zu organisieren, um Rücksicht auf Menschen mit ADHS zu nehmen. Es wird darauf hingewiesen, dass Menschen mit ADHS oft innere Widerstände und Aversionen haben, insbesondere gegenüber Aufgaben, die längere geistige Anstrengung erfordern. Dies unterscheidet sich vom normalen Verhalten.
Es wird humorvoll darüber gesprochen, wie leicht Menschen mit ADHS Gegenstände wie Schlüssel oder Uhren verlieren, die für Aufgaben oder Aktivitäten benötigt werden. Ich erzähle eine persönliche Geschichte über das Verlieren meines Handys im Zug, ohne es zu bemerken. Glücklicherweise wurde es von jemandem gefunden und zurückgegeben. Ich gebe zu, oft vergesslich zu sein und dass Rituale mir helfen, organisiert zu bleiben. Das Thema des Vergessens erstreckt sich auch auf Videospiele, wo ich mich an Momente erinnere, in denen ich vergessen habe zu speichern, was ärgerlich ist. Wir diskutieren auch die Bedeutung von Notizen und Erinnerungen in Spielen, insbesondere für Menschen mit ADHS, und wie Podcasts eine freundliche Möglichkeit sind, Informationen ohne Ablenkung aufzunehmen. Es wird betont, dass man bei Verdacht auf ein Problem mit einem Fachmann sprechen sollte und dass Entwickler auf die Bedürfnisse der Spieler achten sollten, insbesondere in Bezug auf Barrierefreiheit. Wir schließen mit der Ermutigung zur Diskussion und Unterstützung unserer Plattform.
Brief Summary
In this episode, we discuss gaming with ADHD. Our guest shares his experiences and how it affects the gaming experience. We talk about the lack of conversation on this topic in popular culture. We also touch on ADHD in the school system and the portrayal of ADHD in media. Overall, ADHD can impact gaming and it's important to provide resources and support for adults with ADHD.
Tags
Episode, Gaming, ADHD, Erfahrungen, Einfluss, Spielerfahrung, Diskussion, Mangel an Gesprächen, Populärkultur, Schulsystem, Mediendarstellung, Ressourcen, Unterstützung, Erwachsene
Transcript
Intro & Begrüßung Björn Balg aka Speckobst
Ben:
[0:00] Wer ADHS hat, ist ein Zappelphilipp, der nicht stillsitzen kann.
Aber stimmt das wirklich?
Wodurch sich ADHS tatsächlich auszeichnet und wie es sich auf das eigene Gaming auswirken kann, besprechen wir in dieser Folge gemeinsam mit Content-Creator und Betroffenen Björn Balg, besser bekannt als Speckobst. Viel Spaß!
Behind the Screens, liebe Liebe Hörerinnen und Hörer, willkommen zur Folge mit der Nummer 77.
Und heute geht es um Gaming mit ADHS.
Das ist für uns ein neues Format, muss ich sagen.
Eine Themenkombination, die wir bisher noch nicht gewählt haben.
Und ich halte sie für total interessant. Und drauf gekommen bin ich, weil wir dich gelesen haben.
Björn, ich begrüße dich. Björn, aka Speckobst. Willkommen.
Björn Balg:
[1:19] Hallo, freut mich, hier zu sein.
Ben:
[1:21] Genau, du hast nämlich auf Twitter geschrieben, ähm, dass dir sozusagen das ADHS durchaus auch mal ins Gaming hineingefunkt hat und dass darüber zu wenig gesprochen wird.
Und dann dachte ich, dann lass uns doch darüber mehr sprechen.
Und das tun wir nicht nur zu zweit, sondern ich begrüße außerdem auch den Kollegen Nikolas.
Nicolas:
[1:41] Hallöchen.
Ben:
[1:43] Ähm, ja, schön, dass wir's geschafft haben. Wir haben den Björn nämlich grade aus seinem Livestream herausgeholt quasi. Also, er hat da bis eben noch heiß gestreamt, weil der Resident Evil 4 DLC rausgekommen ist, ne?
Björn Balg:
[1:58] Ja, das muss natürlich sofort gemacht werden. Aber für so einen Podcast pausier ich das gerne, und dann nachher kann ich das dann auch später weitermachen.
Da klappt dann die Hyperfixierung, da bin ich dann voll drin.
Ben:
[2:12] Wir werden gemeinsam darauf zu sprechen kommen, wie du zu deiner Diagnose gekommen bist, wie du gemerkt hast, dass es vielleicht auch dich beim Spielen beeinflusst auf die eine oder andere Weise.
Wir werden darüber sprechen, was ADHS eigentlich ist, was es da für Kriterien gibt, die im Katalog für psychische Erkrankung stehen.
Doch bevor wir das machen, ein, zwei Worte zu dir.
Björn, man kennt dich als Speckobst, vor allem bei Twitch und bei YouTube.
Dort machst du Livestreams, du machst Video-Essays und Reaction-Videos auf aktuelle Geschehnisse aus dem Gaming-Bereich.
Hab ich damit schon alles zusammengefasst Oder kann man über Speck-Obst noch mehr erzählen?
Björn Balg:
[2:53] Ja, also, es ist so ein kunterbuntes Ding.
Ich würde eigentlich sagen, ich würde gerne sagen, die gescripteten Reviews und Video-Essays sind mein Bread and Butter.
Aber das ist momentan so ein bisschen pausiert, weil ich mich mehr auf die Streams und die Zweitkanalsachen, wo ich eben die ganzen Dinge frei einspreche, darauf konzentriere.
[3:15] Nicht, weil ich's anders nicht will, sondern mehr, weil es so aus der ...
Da krieg ich halt schneller Content raus. und mehr Content bedeutet, mehr Werbeeinnahmen bedeutet, mehr Sicherheit, Essen auf dem Tisch zu haben momentan.
Aber ja, an sich ist es so ganz, ganz gut zusammengefasst.
Ich beschäftige mich mit aktuellen Themen. Also, man könnte sagen, ein bisschen an eben auch Dinge, die in den News passieren bei der Gamingbranche.
Mir sind eben auch sehr viele, mir sind vor allem eben auch so Sachen wichtig, wenn es darum geht, dass jetzt irgendwelche Studios geschlossen werden oder Mitarbeiter beschissen behandelt werden.
[3:51] Das sind so die Themen, über die ich dann eben auch, äh, das heißt, gerne spreche. Das ist so, sagen wir, sagen wir, ich wünschte, es gäbe sie nicht.
Ich freu mich nicht, darüber zu sprechen, aber es ist mir ein wichtiges Thema.
Und ansonsten natürlich die Titel, die mich interessieren. Das heißt, man wechselt dann von einem Tag, wo ich mich irgendwie darüber aufrege, dass jetzt Volition geschlossen wurde oder eben Mimimi hier in Deutschland schließen mussten.
Und am nächsten Tag freue ich mich dann begeistert Like a Dragon, Infinite Wealth Trailer, so, wo ich grade ein Video rausgebracht habe.
Das wechselt immer so ein bisschen.
Und ansonsten bin ich noch, das darf ich nicht vergessen, sonst krieg ich von meinem Podcast-Kollegen nämlich ganz, ganz böse auf die Zwölf.
Ich mache nämlich noch mit meinem großartigen Freund Benjamin Horlitz den Ink-Ribbon-Radio-Horror-Podcast, wo wir halt wirklich rein über Horrorspiele sprechen. Das machen wir jetzt seit knapp zwei Jahren, fast zwei Jahren.
Alle zwei Wochen haben wir eine neue Ausgabe. Wir haben auch noch so Bonus-Inhalte und schieben auch mal ein bisschen was dazwischen. Und ja, das ist so der komplette Kram, mit dem ich mich beschäftige.
Bin auf jeden Fall gut beschäftigt, würde ich sagen.
Ben:
[5:01] Spannende Mischung auf jeden Fall.
Nicolas:
[5:03] Wir freuen uns sehr, dich heute hier bei uns zu Gast zu haben.
Björn Balg:
[5:06] Danke!
Ben:
[5:07] Genau, und den Ink Ribbon Radio Podcast werden wir natürlich bei uns in den Shownotes verlinken.
Ich hab grad gesehen, 49 Episoden werden hier gelistet. 43 in der gezählten Reihe sozusagen. Zuletzt über Alien Isolation.
Ein Spiel mit großen Stärken und großen Schwächen. Aber das könnt ihr dann bestimmt bei Björn und meinem Namensvetter Benjamin hören.
Björns Weg zur ADHS-Diagnose
[5:33] Heute soll es um ADHS gehen. Eine psychische Erkrankung, die tauchen bei uns im Podcast ab und zu mal auf.
Häufig, wenn sie in Spielen dargestellt werden. Und dann diskutieren wir hier gerne darüber, ob wir finden, dass die sensibel und angemessen dargestellt werden und authentisch, oder ob's auch mal in die Hose gegangen ist.
Heute begegnet uns sozusagen das ADHS, die Aufmerksamkeitsdefizit und Hyperaktivitätsstörung.
Ja das ist ja auch schon ein Wort, als sozusagen eine psychische Erkrankung im echten Leben, Björn.
Vielleicht möchtest du uns einfach mal aus deiner Perspektive eines Betroffenen mitnehmen, wie du bis zu dieser Diagnose ADHS gekommen bist und was das für dich bedeutet.
Björn Balg:
[6:30] Ja, ich gehöre zu den Leuten, die als Kind nicht diagnostiziert wurden, die das wahrscheinlich hätten sollen. Ich fand das auch sehr interessant.
Ben:
[6:40] Das kann man vielleicht dazusagen. Das werfe ich vielleicht einmal kurz ein, dass es typischerweise etwas ist, gerade dieser Hyperaktivitätsteil, der insbesondere in der Kindheit eine Rolle spielt, diagnostiziert wird.
Und auch im Erwachsenenalter diagnostiziert man es eigentlich nur dann, wenn man rückwirkend nachvollziehen kann, dass es in der Kindheit schon bestanden haben müsste.
Björn Balg:
[7:02] Ja genau also ich als ich mit meiner Mutter dann nach der Diagnose auch dann drüber gesprochen habe und ich meinte so warum so habt ihr da nie dran gedacht und so, ja doch schon, warum habt ihr mich nicht mal irgendwo hingebracht oder so, ja hat ich jetzt nicht für nötig gehalten hat ja hat ja ganz gut funktioniert.
Nicolas:
[7:23] Würdest du das aus heutiger Sicht bestätigen oder verneinen, dass das gut funktioniert hat?
Björn Balg:
[7:29] Früher auf jeden Fall schon. Also, ich bin ... Ich war ... Ich bin dieser typische Verlauf von so in der ...
In der Grundschule, so nur die Einsen irgendwie so geschrieben.
Und dann mit den Jahren wurde das dann immer, immer schlechter.
Ähm, so wir haben dann ... Rückwirkend fällt mir das dann auch ganz gut auf, warum das so der Fall war.
Weil ich früher immer in Systemen drin war, wo ich gezwungen war, Dinge zu lernen oder die Hausaufgaben zu machen.
Das heißt, ich war die komplette Grundschule, sobald ich nach Hause gekommen bin, hat mein Großvater mich quasi, ich will jetzt nicht sagen gezwungen, sondern eher so motiviert, mit ihm zusammen die Hausaufgaben zu machen.
Und dann erst Mittagessen, oder beziehungsweise erst Mittagessen, dann die Hausaufgaben.
Danach war ich dann für den restlichen Nachmittag frei.
Ben:
[8:16] Ja, also man kann sagen, der, entschuldige, der engagierte Großvater hat so ein bisschen Struktur gegeben. Genau, genau.
In Bahnen gebracht und sozusagen dich an Dinge erinnert und ...
Björn Balg:
[8:29] Exakt, der hat ja doch immer nachgefragt.
Immer nachgefragt, okay, wann sind denn jetzt irgendwelche Klausuren, Tests oder sonst was?
Damit er mich dann eben auch daran erinnert hat, dafür dann eben auch zu lernen.
Also, er hat sich dann auch die Zeit genommen, mit mir für diese ganzen Tests zu lernen und mich das eben auch abzufragen.
Und als ich dann in der fünften, sechsten Klasse war, wir hatten bei uns auf dem Gymnasium, gab es, das war generell Teilinternat.
Das war so von den Palottinern, die Schule gibt's auch nicht mehr, Ich hab den Vorteil, von meiner Schule gibt's Videos online, wie sie abgerissen wird. Das ist hervorragend.
[9:07] Dafür hab ich nicht diese lustigen Google-Bewertungen, die Leute von ihren alten Schulen nachlesen können, weil die gab's da schon gar nicht mehr.
Jedenfalls, das war eben ein Internat. Dann gab's aber auch einen Halbtags-Internat, hieß das. Das heißt, dadurch, dass meine beiden Eltern eben auch Vollzeit gearbeitet haben ...
Ich war dann in der Grundschule, bin ich immer zu meinen Großeltern gegangen gegessen und die Hausaufgaben eben gemacht und die waren dann dazu da, mich auch so ein bisschen zu betreuen, bis meine Mutter dann nachmittags dann von der Arbeit gekommen ist.
Und weil es dann diese Möglichkeit aber für das Halbtagsinternat gab, bin ich dann auch in der fünften, sechsten und noch so zur Hälfte, die siebte Klasse eben da geblieben.
Das heißt, ich bin dann eben auch nach dem normalen Schulunterricht, gab es dann dort Mittagessen und dann gab es eben auch so eine Hausaufgabenbetreuung.
Und wir durften nicht gehen, bis die kompletten Hausaufgaben für den Tag gemacht waren.
Das heißt, du warst quasi gezwungen, da zu bleiben, um dann deine Hausaufgaben zu machen.
Und du konntest auch frühestens erst zu einer bestimmten Uhrzeit gehen.
Das heißt, selbst wenn du da mit den Sachen fertig warst, dann konntest du nichts anderes machen, außer noch für irgendwelche anderen Dinge zu lernen.
[10:15] Und da wurde auch drauf geachtet, dass dann eben so gesagt wird, ja, wir haben an dem und dem Tag eine Klausur, Und dann wurde eben auch, keine Ahnung, jetzt beispielsweise Latein oder so, dann wurden eben auch die Vokabeln abgefragt, dass wir darauf fit sind.
Und das hat mir rückblickend, so war das dann die Erklärung, dass ich in dem Kontext immer super Noten hatte.
Und sobald das wegfiel, sobald ich das in Eigenverantwortung machen musste, ist das Jahr für Jahr immer aus den Fugen geraten, Weil ich zwar das Glück hatte, dass ich relativ schnell gerade so standardisierte Tests und so ein Kram gut dafür lernen kann.
Das heißt, ich hatte dann immer noch in den meisten Fällen gute Noten.
Zumindest in den Fächern, wo du nur was strikt auswendig lernen musstest.
Das hat dann auch gereicht, wenn ich einen Tag vorher an den Dingen gearbeitet habe.
Aber das ist dann später sogar dazu übergegangen, die, äh, als man sich mit 18 selber entschuldigen konnte, ne? Du konntest dir dann irgendwann in der Oberstufe selbst dann einfach eine Entschuldigung schreiben.
Das hat dann dazu geführt, dass ich, ich war, glaub ich, 12, 2, 13, 1, fast gar nicht mehr in der Schule.
Ich bin fast nur noch zu Klausuren hingegangen. Ich hab fast mein Abi verkackt, weil ich in jedem einzelnen rein mündlichen Fach eine Fünf hatte.
Nicolas:
[11:38] Was hast du gemacht in der Zeit?
Björn Balg:
[11:40] Zocken?
Nicolas:
[11:41] Oder ...
Björn Balg:
[11:42] Ich bin aus dem ... Ich wollte ja nicht, dass meine Eltern wissen, dass ich irgendwie nicht da bin. Und mein Vater hatte zu dem Zeitpunkt schon sein Büro.
Also, der war Versicherungsvertreter und hatte dann eben seine Filiale, die Garage quasi, in die Filiale umgebaut.
Das heißt, das würde natürlich auffallen, wenn ich dann nicht weg bin, vor allem, weil ich ja das Auto hatte.
Ich hab mir irgendwas genommen zur Unterhaltung, und dann bin ich einfach an den Bahnhof gefahren und hab mich dann vier, fünf Stunden in mein Auto gesetzt und da irgendwas gelesen oder sonst was gemacht oder halt auch auf dem DS oder so gespielt.
Und dann bin ich wieder nach Hause gefahren.
Ben:
[12:20] Ich wollt kurz fragen, also war das einfach, weil du die Schule so als so unangenehm empfunden hast? Oder was war für dich so der Grund, da will ich jetzt nicht hin, ich mach irgendwas anderes?
Björn Balg:
[12:31] Nein, nein, das ist vollkommen okay. Das war, dass mir das einfach, mir sind ...
Ich hab auch in gewissen Situationen starke Social Anxiety. Also, ich mag das auch überhaupt nicht in irgendwelche ...
Deswegen, ich bleib auch von der Gamescom fern, weil ich das einfach ...
Nicht weiß, dass ich mit gewissen Leuten da bin und dann die mich irgendwo mit hinnehmen können, dann ansonsten bin ich vollkommen lost.
Ich gehe auch auf keine Konzerte oder sonst was. Ich kann das nicht ab, wenn so viele fremde Leute da sind und ich nicht irgendwelche Bezugspersonen habe, an denen ich mich irgendwie orientieren kann.
Das ist für mich, das kennen wahrscheinlich auch viele Leute, wenn du auf einer Party bist und du bist mit einer, weißt du, eine Person nimmt dich auf irgendeine Feier oder so mit und dann ist die Person, ja, ich gehe mal kurz mit den Leuten da drüben reden und dann bist du so allein gelassen und das ist für mich der der Horror-Moment, da würde ich am liebsten einfach schreiend aus der aus der Wohnung rausrennen und das heißt solche Situationen, in denen ich mich dann beispielsweise entschuldigen muss, in dem Fall für ich war nicht da, hier ist meine Entschuldigung, das war mir dann so unangenehm, dass ich dann halt nicht zur Schule gegangen bin, um diesen Zettel nicht abzugeben und das heißt diese anfängliche Unstrukturiertheit, die ich dann eben hatte, wo ich dann so habe ich das nicht hingekriegt, Dann bleibe ich eben zu Hause, dann hole ich das nach und...
[13:47] Und das ist auch eine Sache, die ich mit meiner Therapeutin so besprochen habe, dass es bei ADHS generell ganz schnell passiert, dass man in so einen ...
In so einen Modus kommt, wo du nur Dinge am Aufholen bist. Wo du permanent in Verzug bist, permanent mit Dingen nicht nachkommst, weil du halt dann aus verschiedenen Gründen dich darauf nicht konzentrieren kannst.
Du kannst gar nicht anfangen, die Dinge zu machen. Und dann läppert sich das alles.
Und dann wird das immer so ein größerer Berg. Und dieser Berg war dann nachher so ein Zettelwüste aus Entschuldigung für die ganzen einzelnen Tage, die ich brauchte. Dann bin ich einfach irgendwann gar nicht mehr hingegangen, außer für die Prüfungen.
Also, das war halt rückblickend auch so ein Punkt, wo ich gemerkt habe, so, ja, die Schwierigkeit nachher war auf jeden Fall, dass es mir unangenehm war. Mehr auch eben dieser Social-Anxiety-Aspekt.
Aber dass es überhaupt erst so weit gekommen ist, das war halt wirklich dann mehr die Problematik vom ADHS, diese Unstrukturiertheit und wenn ich nicht feste Regulierung habe.
Was was ziemlich blöd ist, weil ich, weil ich an sich das gerne mag, selber bestimmen zu können, wann ich was mache.
Und ich mag es eigentlich auch gerne einfach nur so einen Tag zu haben, wo ich jetzt sage Ich, ich mache jetzt einfach das und das, wenn ich da irgendwie drauf Lust habe.
[15:05] Aber ich brauche gewisse Strukturen, wenn es darum geht, okay, Dinge müssen wirklich fertig werden zu einem gewissen Zeitpunkt.
Dinge müssen wirklich gemacht werden.
Ich kann nicht einfach mir nichts, dir nichts an 30 Projekten gleichzeitig arbeiten.
Und nichts wird irgendwie fertig. Oder ich wechsle von einem wieder zum anderen.
Und dann ist das interessant gerade. Und dann kann ich mich darauf gut konzentrieren.
Aber ich müsste eigentlich irgendwelche steuerlichen Dokumente gerade machen.
Und dann schieb ich die vor mich her.
Blablabla, solche ... Das ist eben so ein bisschen die Schwierigkeit, die man damit hat.
Da bin ich auch immer noch sehr stark dran am Arbeiten, weil ich hab meine Diagnose tatsächlich erst letztes Jahr bekommen. Also ich hatte wirklich die ganze Zeit immer so, ja...
Weil ich glaube, ein großes Problem ist, auch gerade in der Popkultur.
[15:59] ADHS vollkommen falsch dargestellt wird. Oder grade auch so bei Kindern, weil es immer nur dieses Zappelphilip oder sonst was.
Und dann bin ich so, ja, das hatte ich auch gehabt in der Schule.
Ich bin direkt am allerersten Schultag umgesetzt worden, weil ich mich nicht an die sozialen Normen eines Schulsettings irgendwie halten konnte.
Meine Lehrerin musste mich am ersten Tag umsetzen, weil ich nicht die Fresse gehalten habe.
[16:22] Ich hab die ganze Zeit im Unterricht dazwischen geredet, Und das heißt, das hatte ich schon immer da, ich bin auch heutzutage, ich bin immer unruhig, so die ganze Zeit, ich muss mich immer bewegen, ich muss immer was machen, ich gehe meiner Partnerin permanent auf die Nüsse, weil ich einfach nur, deswegen, ich spiele auch Schlagzeug, wahrscheinlich auch deswegen, einfach nur damit ich das so ein bisschen rauslassen kann.
[16:45] Ähm, und hab erst nach und nach, weißte, man liest dann so diese ... Oh ja, was ...
Gehen Sie mal dieses Online-Quiz durch. Und es ist so, haha, oh ja. Oh, haha. Aber das ...
Ah, das auch. Man versucht das so ein bisschen immer wegzudrängen und so.
Weil es klappt ja, und ich bin doch produktiv, ich mach doch Dinge, ich schaff so viel. So, ich kann das doch irgendwie gar nicht haben.
Und dann hatte ich irgendwann so vor ein, zwei Jahren, glaub ich, diesen Punkt, wo ich mich dann mal ein bisschen stärker damit beschäftigt habe.
Und dann habe ich halt wirklich mal so diese Dokumentblätter von verschiedenen Seiten.
Bin ich mal wirklich durchgegangen, wo dann eben gesagt wird Hey, wenn du irgendwo so und so einen Wert mindestens hast, dann sollte man sich zumindest mal diagnostizieren, also zumindest mal zu einem Experten oder so gehen und mit denen eben sprechen.
Und dann kam natürlich das große Problem, überhaupt einen Platz zu finden.
Also ich habe zum Glück dann bei mir in der Nähe, ich wohne jetzt gerade in Essen und ich habe in Düsseldorf eben einen Therapieplatz gefunden.
Aber selbst das war, ich glaube, neun Monate Wartezeit und das waren nur neun Monate, weil ich Glück gehabt habe, dass jemand abgesprungen ist.
Ansonsten hätte ich, glaube ich, über ein Jahr oder eineinhalb Jahre warten müssen, weil das ist...
Insane, wie wenig Kapazitäten es gibt im Gesundheitssystem für Leute, die im Erwachsenenalter ADHS eigentlich diagnostiziert bekommen sollen.
Nicolas:
[18:12] Ja, ist leider ein weit verbreitetes Problem.
Die Erkenntnis hat sich ja auch erst, sagen wir mal, relativ spät durchgesetzt, dass ADHS auch ein Thema ist, von dem Erwachsene betroffen sind.
Früher war man vielfach davon ausgegangen, dass sich das verwechst mit dem Alter zum gewissen Grad und so. Da ist man heute ...
Ist man anderer Ansicht, hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass es durchaus eine sehr große Menge an unterdiagnostizierten Erwachsenen gäbe, die dort profitieren würden von einer solchen Diagnose.
Aber überhaupt an eine solche zu kommen, wie du beschreibst, ist verdammt schwierig hier in Deutschland und mit langen Wartezeiten verbunden.
Ben:
[18:57] Ja, es ist ja auch so, Der Unterschied ist natürlich häufig auch zur Kindheit oder zu den Kindern.
Man hat ja auf der einen Seite sozusagen Probleme, die einem verursacht werden durch, nennen wir es psychische Störungen oder auch einfach die andersartige Strukturierung des Gehirns.
Das wird ja manchmal auch unter dem Dachbegriff von Neurodiversität noch gefasst sozusagen, um auch deutlich zu machen, dass es vielleicht auch einfach ein ...
Ähm, ein extremerer Punkt von einem Spektrum ist, ja? Also, dass wir natürlich alle Menschen Probleme haben können, sich zu organisieren und lange Konzentrationen aufrechtzuerhalten.
Aber es sozusagen Punkte gibt, an denen einem das Probleme macht.
Björn Balg:
[19:44] Ich fand das ganz gut. Ich hatte das letztens irgendwo ... Das war halt in so einem Joke zusammengefasst.
Aber für mich hat das ... Keine Ahnung, ich musste halt sehr lachen, so drin stand, als die Diagnose, so IOT, if you got autism light, also if you got diet autism, so fühlt sich das auch an, wenn ich vor allem so, meine Partner hat beispielsweise eben so, da haben wir halt sehr starken Verdacht eben auch auf eine gewisse Form von Autismus Da sind die Wartezeiten. Ich glaube, es sind jetzt noch ...
Noch anderthalb Jahre oder so, wir haben uns zur selben Zeit angemeldet und da warten wir jetzt noch ein bisschen.
Aber da merkt man eben auch so an vielen Punkten, wo dann eben so die Überschneidungen dann teilweise sind, ne, wo es dann auch so Sachen gibt, die deswegen so spektrummäßig zu arbeiten, weil es gibt so viele Überschneidungspunkte dabei eben auch.
Ich hatte auch gelesen, dass es ja auch dann sehr viele Leute gibt, die dann eben beides dann diagnostiziert bekommen eben auch, aber bei mir ist so, Wie gesagt, ich hatte auch extra mal so zumindest, genau wie beim ADHS auch so online, was so Autismus-Sachen betrifft.
Und das sind halt so ein paar Sachen. Wie gesagt, Social-Anxiety-Aspekte sind mit dabei.
Bei mir ist es ganz schlimm, ich kann bis heute gewisse Sachen nicht essen wegen der Textur. Das ist für mich so, ich krieg einen Wirbelreiz, wenn ich Tomaten, rohe Tomaten irgendwie esse.
[21:06] Mein Körper wirkt das automatisch wieder hoch. Aber das sind nicht genügend Punkte, um halt wirklich in so eine klassische Diagnose reinzugehen.
Deswegen fand ich dieses Diet-Autism irgendwie ...
Ich will ja auch niemanden ... Wenn das andere Leute nicht fühlen, will ich nicht zu nahe treten. Aber für mich selber, und das kam eben aus einer ADHS-Gruppe raus, der Joke, das fand ich irgendwie ganz passend als Beschreibung.
Nicolas:
[21:29] Also, ADHS gilt als, sagen wir mal, gut beforschte psychische Störung, aber an der Stelle sollte nicht unerwähnt bleiben, dass es auch Positionen gibt, die sagen, ja, Ja, letztendlich sind diese Verhaltensweisen, die Kinder haben, denen ADHS zugeschrieben wird.
Das sind gesunde Reaktionen auf eine ungesunde Umwelt. Das ist eine Position, die man hier noch zumindest der Vollständigkeit halber erwähnt haben sollte.
Das heißt, es ist völlig normal, dass wenn man ein Kind, das einen gewissen Freiheitsdrang hat, um sich zu bewegen und nicht eingesperrt zu sein, wenn man das in so ein Schul-Setting packt, wo es irgendwie 45 Minuten am Stück stillsitzen soll und so weiter, dass die natürliche Reaktion darauf ist, dass man dann zum Zappelphilip wird, zu dem sogenannten, und dort irgendwie aufbegehrt, bis man dann eingenordet wird und vom System absorbiert wird.
Björn Balg:
[22:23] Ja, vor allem, weil du im Schulsystem eben auch wegen dieser Hyperfixierung, dass man sich dann eben auf so gewisse Sachen, die einen interessieren, dann supergut konzentrieren kann wirklich so drin aufgeht und versinkt, dass das im Schulsystem auch nochmal so, du hast dann deine Fächer, in denen bist du richtig gut und hast du voll Interesse dran und bei denen, wo es dir einfach am Arsch vorbei geht, da fällt es dann so schwer, sich dann irgendwie zu motivieren, überhaupt nur was dafür zu machen und sitzt dann davor und weißt, theoretisch ist das eine Sache, die geht 15, 20 Minuten, aber du kannst es nicht.
Kriegst es irgendwie nicht hin, das überhaupt anzufangen. Ich find, das ist auch immer sehr ...
Deswegen dacht ich auch eigentlich immer, das ist so eine Art Gefühl, was einfach alle haben. Ich kam mir da nicht irgendwie andersartig vor.
Aber es ist auch sehr schwer zu beschreiben.
Und gerade auch, wenn ich jetzt auf Medikamente eingestellt bin.
Ich hab heute lustigerweise erst jetzt meine dritten bekommen.
Bei den ersten beiden gab's leichte Nebenwirkungen.
[23:26] Deswegen, ich bin jetzt auf dem klassischen ... Ich werd das morgen früh mal ausprobieren, das klassische Ritalin für Erwachsene.
Aber da ist es auch ... Es ist nicht so, dass ich dann merke, ich nehm das zu mir, und dann ist es so, wupp, wupp, wupp, wupp, okay, alles klar, jetzt bin ich im Nicht-ADS-Modus oder so.
Es fühlt sich einfach nur so an, ich hab nicht diese Blockade mehr.
Es ist einfach, ich kann mich dann hinsetzen und sagen, ich muss jetzt diese E-Mails machen, Und dann kann ich meinen Fokus, also ich bin nicht mehr abgelenkt und ich kann das halt wirklich auf alles fokussieren.
Und es fällt nicht mehr schwer. Und du kannst wirklich so alles, was irgendwie wichtig ist, dann einfach durcharbeiten.
Klar, es kann dir immer noch passieren, das ist kein Wunderheilmittel, es kann dir immer noch passieren, dass du abgelenkt wirst und dann wieder in einer Spirale abtauchst und dann hast du 500 Wikipedia-Seiten zu irgendeinem Thema nachgelesen.
Aber zumindest, wenn du dir halt so in deinem Kopf sagst, okay, jetzt e-mails, dann kann ich's eben machen.
Und ohne sitz ich teilweise davor und ich weiß, Alter, das ist fünf Minuten Arbeit.
Und ich krieg's einfach nicht hin, ich krieg's nicht angefangen.
Und dann willst du auch nix anderes anfangen, weil das wichtiger ist.
Und dann prokrastinierst du einfach 30 Minuten und fühlst dich noch beschissener.
Du hättest die 30 Minuten auch einfach irgendwas anderes machen können.
Du hättest dich auch bespaßen können in den 30 Minuten.
[24:51] Weil du ja irgendwas, irgendwas Wichtigeres machen musst und in dem Schulsetting ist das eine Katastrophe und wenn da auch nicht irgendwie richtig darauf hingewiesen wird, weil du wirst ja noch immer so als du kannst das doch, so die anderen Sachen kriegst du doch raus drin, du musst das nur wollen, du musst dich nur anstrengen und wenn du das und gerade als Kind verstehst du das ja nicht, du hast ja keine kein Konzept dafür, keine Einteilung, das heißt, oh, das ist genauso wie bei meiner Social Anxiety, ich hatte wie viele Leute früher immense Probleme, am Telefon irgendwen anzurufen.
Und da hat mir meine Mutter auch immer nur gesagt, stell dich nicht an.
Da kam ich mir auch vor, oh, ich bin einfach nur das Problem.
Alle Leute können das. Ich bin der Einzige, oder beziehungsweise, wenn Leute da Probleme mit haben, dann sagen die sich einfach, mach es jetzt, und ich krieg das irgendwie nicht hin.
Dir wird einfach nicht das richtige Framing, irgendwie der Kontext mitgegeben.
Und du fühlst dich dann in solchen Situationen einfach beschissener, weil du nicht verstehst, dass es einfach gewisse Sachen gibt, die du nicht so gut kannst oder die für dich anders ausgelegt werden müssten oder bei denen du Medikamente oder sonstige Hilfen bräuchtest.
Nicolas:
[26:01] Du hast beschrieben, unter Ritalin ... Nicht Ritalin, das nimmst du jetzt erst demnächst, aber dass du unter den Medikamenten ...
Das Gefühl, da sei so eine Blockade gelöst worden. Du kommst jetzt endlich dazu, dich mal hinzusetzen und so ein bisschen was wegzuarbeiten, was dir vorher unmöglich schien.
Das ist ja eine der gewünschten Wirkungen dieser Medikamente, von denen auch Menschen ohne diagnostizierte ADHS profitieren.
Umfragen zufolge konsumieren 20 Prozent aller Studierenden in Deutschland Amphetamine Virytalin zur Konzentrationsförderung.
Nur so am Rande dazu. Das ist eigentlich in dem Sinne überraschend, weil die vermutete Wirkweise dieser Medikamente ist eigentlich so, dass die eine andere Wirkung haben bei Menschen, die ADHS-Störungen aufweisen, als Menschen, die keine aufweisen.
Die Idee ist also, Amphetamine sind ja eigentlich aufputschende Mittel.
Die Idee ist eigentlich, dass diejenigen, die unter ADHS leiden, eh schon hochgeputscht sind. Und dass die quasi durch so eine Art, jetzt geben wir noch mal was obendrauf, dass es eine paradoxe Wirkung erzielt wird, die sie dann wieder runterfährt.
Also paradox deswegen, weil das ja quasi das Gegenteil von dem ist, Und bei den Menschen, die ...
Keine vermutete oder tatsächliche ADHS haben, ist es einfach nur Aufputschen.
Ben:
[27:22] Genau, es gibt durchaus diese gegenteilige Wirkung, die mitunter beobachtet wird, zumindest auch bei Kindern.
Björn Balg:
[27:28] Ich mein, so wirkt es ja auch auf mich. Es ist ja so, dass ich dann wirklich ... Also, man hat so eine innere Ruhe.
Und das sorgt eben dafür, dass ich dann ... Oder beziehungsweise, das ist dann ... Für mich fühlt sich das so an, als wär ich eben in einem Zen-Modus.
Ich bin tiefenentspannt, ich lass mich von Dingen nicht mehr so aus der ...
So schnell aus der Ruhe bringen. Ich hab auch nicht das Gefühl, dass ich ständig an irgendwas rumspielen müsste. Oder so Fidgettoys oder sonst was zu machen.
[27:59] Ähm, ich hab mir auch früher mein eigenes Fidgettoy gemacht.
Das ist mir im Nachhinein auch erst dann klar geworden.
[28:06] Dass ich so Stimulierungen an den Fingern immer schon mochte. So Druck auszuüben.
Ich hab das dann an den Kissen oder so auch bei mir immer gemacht.
Da irgendwie mit dem Daumen in die Ecken oder so reinzudrücken einfach und damit rumzuspielen die ganze Zeit. Und dann auch später so rückblickend, okay, nee, das war einfach ... Ich hab mir quasi aus Versehen selbst mein eigenes Fidgettoy irgendwie da mitgebastelt.
Und das ist auch eine Sache, die mich bis heutzutage beruhigt.
So, wenn ich da mit den Fingern irgendwo rumspiele und so und irgendwo auch draufdrücke oder so, das bringt mir so eine innere Ruhe irgendwie.
Die Medikamente führen dann wirklich dazu, dass auch so der Puls teilweise ...
Ich merke wirklich, dass der Puls ein bisschen runtergeht bei mir.
Und auch das erklärte für mich so, warum ich in meinem ganzen Leben noch nie Probleme mit Koffein hatte.
So, ich hab das seit meiner ...
Ich hab das immer so erklärt, weil ich schon relativ früh mit Koffein trinken angefangen habe.
Also Kaffee zu trinken eben auch. habe ich mir das immer erklärt, ja, ich habe mir halt so eine Resistenz irgendwie aufgebaut.
Aber dieses, das was andere Leute jetzt auch eben, ich bin jetzt 34 und Leute in meinem Alter, So, die beschreiben dann ... Nee, Alter, ich kann doch ...
Ich kann doch nach 16 Uhr keinen Kaffee mehr trinken, da schlafe ich doch abends nicht mehr und ich kann mir einfach literally um 2 Uhr nachts ein Doppel-Neck-Espresso rein pfeifen und dann lege ich mich ins Bett und schlafe. Das macht bei mir gar nichts.
Nicolas:
[29:36] Liter-Energy-Drink.
Björn Balg:
[29:38] Ja, das macht mich...
Ben:
[29:39] Das kennst du auch, Nikolas.
Nicolas:
[29:41] Möglicherweise, vielleicht, ja, ich glaube ja.
Björn Balg:
[29:43] Das macht mich halt ruhiger, das macht mich ruhiger und deswegen, ich dachte auch immer, ich brauche dann, und das erklärt auch nachhinein, warum ich früher immer mich besser konzentrieren konnte, auch zu zu arbeiten, wenn ich irgendwie koffeinierte Getränke mit dabei hatte, weil ich dann dadurch das so einen so einen leichten Effekt davon bei mir immer schon schon auslöst.
Das erklärt das eben auch, warum ich dann so, so auch Freunde meinten dann immer, wenn wir uns irgendwie zum Lernen früher getroffen haben, so Alter, du kannst doch jetzt nicht den fünften Kaffee irgendwie die Nacht oder so reinballern.
Und dann fahre ich nach Hause und bin, leg mich einfach ins Bett und entscheide mich zu schlafen.
Gaming mit ADHS
Ben:
[30:23] Ja, Björn, ich danke dir erst mal für deine vielen interessanten und persönlichen Beschreibungen auch, die uns, denke ich, jetzt schon einen ganz guten Einblick vermittelt haben, vielleicht so auch in das Leben mit ADHS, auch als Kind sozusagen, mit welchen Problemen das verbunden ist.
Ich fasse nur kurz zusammen, bei ADHS haben wir eben Probleme mit Aufmerksamkeit, mit Impulsivität, mit Selbstregulation und eben auch manchmal mit der körperlichen Unruhe, das ist dann immer das, was hier Hyperaktivität genannt wird.
Und das ist auch der Teil, der im Erwachsenenalter häufig weniger auffällig ist oder zurückgeht, den man da seltener beobachtet, eben den Zappelphilip, den erkennt man leicht sozusagen.
Das ist aber eben sowohl bei Kindern als auch Erwachsenen eben ein Teil, der nicht immer dabei ist sozusagen.
Also es ist so ein bisschen so, dass der nicht zwingend immer dazugehört. Es geht häufig einher.
[31:22] Wir werden sehen nachher, dass in den Diagnose-Kriterien auch dieser Aufmerksamkeitsteil ein bisschen getrennt ist von dem Hyperaktivitätsteil zum Beispiel.
Und um den Unterschied von Kindern und Erwachsenen noch mal ganz kurz nachzuliefern, das wollte ich eigentlich vorhin kurz einwerfen, ist nämlich auch der, dass man natürlich, wenn man Probleme hat, sozusagen, die dann vom ADHS her stammen, wie Aufmerksamkeits- und Konzentrationsprobleme, ähm, diese auch in gewisser Weise kompensieren kann. Auf der anderen Seite stehen denen Ressourcen gegenüber.
[31:59] Das können unterschiedliche sein. Und es können auch Strategien sein, damit umzugehen.
Zum Beispiel, vielleicht lernt man dann mit der Zeit, auch im Erwachsenenalter, ein paar Organisationsstrategien.
Und vielleicht helfen die einem ausreichend, dass dann die Probleme, die man hat, dadurch so ein bisschen in den Griff kommen.
Das könnte auch mit ein Grund dafür sein, dass es häufig im Erwachsenenalter weniger auffällig ist, weil über die Zeit und über die Jahre Menschen auch gewisse Kompensationsstrategien entwickeln, die dann, wenn sie für sie funktionieren, eben entsprechend nicht mehr zu diesen Auffälligkeiten so stark führen, zumindest nach außen hin.
Allerdings muss man auch sagen, es gehört auch so eine innere Komponente dazu, was du auch beschrieben hast, wenn so eine innere Unruhe, die man auch verspüren kann oder die dann vielleicht weg ist, weil man da medikamentös eingestellt ist.
Ähm, jetzt würd ich gern mal in den Bereich Gaming mit euch gemeinsam übergehen.
Ähm, das war sozusagen so ein bisschen die Initialzündung für den Podcast heute.
Wir haben das geschrieben, dass diese ADHS-Symptomatik, die wir jetzt schon ein bisschen gehört haben, sich auch irgendwie äußert bei dir beim Spielen.
Und dass es dort auch Hürden gibt, die sich beim Spielen ergeben.
Vielleicht kannst du's noch mal kurz erzählen, falls du dich erinnerst, was der Auslöser dafür war.
Was das für eine Spielsituation war, die bei dir dazu geführt hat.
Björn Balg:
[33:27] Ja, das war in dem Fall, war das Ace Combat, ach, nicht Ace Combat, Armored Core, eine andere AC-Serie.
[33:35] Armored Core 6, der neue From Software-Titel. Und das Ding ist ja vollgepackt mit ... Also, es geht ja im Grunde eben darum, seinen eigenen Mech zu basteln und den eben auch aus diesen verschiedensten Teilen dann zusammenzustellen.
Und da gibt es dann verschiedene Faktoren, die aufeinander auswirken, verschiedene Werte.
Und es müssen alle möglichen Aspekte bedacht werden.
Und das bedeutet, dass dieses Spiel vollgepackt ist mit Zahlen, vollgepackt ist eben auch mit Texten dazu, mit Erklärungen und allen möglichen Sachen, die man dann versuchen soll, so gut möglich damit klarzukommen, die zu lernen.
Und davor eben vielleicht auch so eine Art von Gefühl irgendwie oder so zu entwickeln.
Und für mich war das immer schon ... Ich hatte immer schon Probleme mit dieser Art von Spiel, wo man irgendwelche ...
Mit den Zahlen oder sonst was dann hin- und herhantieren muss, weil ich dieses Gefühl dafür irgendwie nie hatte. Ich brauch ...
Ich musste das halt immer komplett irgendwie verstehen.
Dann ist dieses Spiel halt vollgepackt mit diesen ganzen Sachen.
Ich sitz dann da und will eigentlich nur mit meinem Mac rumrennen und auf irgendwelche Sachen draufschießen.
Aber ich weiß, dass ich mich ja eigentlich mit dem ganzen ...
Mit diesem ganzen Pipapo mal richtig auseinandersetzen sollte.
Also versuch ich, das halt wirklich mir durchzulesen zu merken und dann eigene Setups zu bauen und die zu testen und sonst was zu machen.
Und je länger ich da dran setzte, desto anstrengender wurde das für mich einfach nur.
[35:05] Ähm, und ich konnte mich aber auch nicht wirklich davon lösen, weil ich ansonsten das Gefühl hatte, es nicht wirklich richtig zu machen oder irgendwie zu verstehen. Und das ...
Da ist mir einfach so in dem Moment dann eben auch klar geworden, Ich erlebe früher schon auch mit so Tutorials, die dir einfach taggen, die so aussehen wie ...
[35:26] Schlechte Universitätsfolien oder so, wo dein Dozent dir einfach nur das Textbuch irgendwie ...
Draufgedruckt hat oder so, die ganzen Seiten da draufballert.
Und halt so viele Informationen auf einmal zu geben, wenn du ...
Nicht daran interessiert bist. Du bist am Ziel interessiert, so ... Mein Ziel ist es, ich möchte das verstehen. Aber...
Ich bin an sich nicht daran interessiert, irgendwelche Zahlen, Dinger zu lernen und zu gucken, wie wirkt sich der Wert darauf, das geht hoch, das geht runter, bla, bla, bla, bla.
Und das ist so ein Informationsoverload für mich gewesen, dass ich halt wirklich das Gefühl zwischendurch gekriegt habe, ich weiß nicht, ob ich das überhaupt so richtig spielen kann.
Ich bräuchte für mich quasi, deswegen kam mir so der Gedanke in so einer Accessibility-Form einfach eine vereinfachte, Die einfachste Version davon, die den ganzen Zahlenquatsch einfach weglässt und wo ich dann nur ...
So, hier ist eine Auswahl von drei Mechs. Weißt du, wie du das dann so bei dem Beat'em up oder so hast?
Hier sind deine drei Charaktere in Streets of Rage 2, du hast so drei verschiedene Werte, und dann such dir einen davon aus, und dann ist gut.
Und wenn du's nicht richtig verstehst, es sind ja nur drei zur Auswahl, dann kannst du eben ein bisschen durchgehen und das Ganze lernen.
Damit machen, um dann irgendwie da hinterherzukommen.
[36:47] Und da hab ich wirklich gemerkt, so auch rückblickend, da gibt's so viele Titel, auch irgendwelche RTS-Sachen, dass das bei mir erklärt, warum ich da nie mit klarkomme.
Weil das sind immer die ganzen Einheiten und der ganze Kram und hier die Formation und wie könnte das irgendwie ausgelegt werden.
Und andere Leute spielen das irgendwie und entweder haben sie gefühlt Interesse daran genug, dass sie eben den ganzen Kram auch wirklich lernen oder sie können das intuitiv einfach besser.
[37:13] Intuitiv die Dinge irgendwie richtig einschätzen, noch nie was anfangen.
Ich brauche irgendwie immer 100 Prozent der Informationen, bevor ich irgendwie was gut irgendwie verstehe. Und ich komme auch besser mit ...
Wenn ich nichts interpretieren muss da rein. Weißt du, wenn man so aus den Informationen, die da sind, zu 100 Prozent das Richtige ableiten kann.
So ein richtiges Detektivspiel quasi. Die Sachen funktionieren bei mir gut.
So Oprah Dinn beispielsweise, Wo ich weiß, da sind 100 Prozent der Informationen drin, mit denen ich alles herauskriegen kann. Ich muss nichts irgendwie interpretieren und sonst was irgendwie daraus lesen.
Weil das ist auch eine Katastrophe für mich einfach nur.
Ben:
[37:56] Ja, ich konnte dieses Beispiel erst mal sehr gut nachvollziehen von Armut Core.
Also, ich hab auch mitunter so ein Erleben, das ich persönlich inzwischen auch mit ...
Einer ADHS-Symptomatik in Verbindung bringe. Und ich kenne das, was du beschreibst, als die Wand.
Für mich ist das die Wand. Ja? Also, dann seh ich sozusagen so viele Dinge auf einmal, dass ich das Gefühl hab, jetzt kann ich das gar nicht mehr.
Also, jetzt kann ich das nicht mehr überblicken, ich kann das nicht mehr ansehen.
Und es wird wie eine schwer überwindbare Wand mit unter.
Dieses Gefühl, wie du sagst, entweder diese Entschuldigungen, die sich da stapeln, das kann ich jetzt nicht mehr überblicken, und deswegen kann ich das auch nicht bearbeiten.
Geht mir mit Dark Souls, ich hasse diesen Bildschirm in Souls-Spielen mit diesen Zahlen.
Björn Balg:
[38:44] Oh, oh ja, deswegen fand ich auch ... Deswegen hat Bloodborne so viel besser bei mir funktioniert.
Ich weiß, dass Leute das an dem Spiel teilweise kritisieren, dass es eben diese kompletten RPG-Elemente da rausgenommen hat.
Aber ich war einfach so froh, dass ich den ganzen Scheiß ignorieren kann.
Ben:
[39:00] Oder auch Seki Road zum Beispiel, ne? Wo es einfach nicht mehr um diese Stat-Geschichten so stark geht.
Das ist für mich auch zugänglicher, um diesen Begriff der Zugänglichkeit zu verwenden.
Ich mag diesen Stat-Bildschirm auch überhaupt nicht.
Für mich ist er auch nur etwas, mit dem ich mich irgendwie arrangieren muss.
Aber ich versuch dann auch, also den zu meiden. Oder hab jedenfalls so eine starke Aversion, die ich da verspüre, mich da tiefer reinzuarbeiten, ja.
Nicolas:
[39:28] Zwei wichtige Punkte sind mir aufgefallen bei den Schilderungen von Björn.
Und zwar einerseits Tutorial-Design.
Wir haben an dieser über das thema an diesem podcast schon an anderer stelle gesprochen die sind häufig nicht für menschen gemacht in dem sinne dass die Artenweise, wie sie Informationen vermitteln, keine gute Passung aufweist zu dem, wie Menschen Üblicherweise.
[39:51] Gut und schnell Dinge nachvollziehen können. Und das betrifft nicht nur Menschen mit ADHS, sondern betrifft alle Menschen, aber natürlich insbesondere jene mit ADHS.
Womit wir zum zweiten wichtigen Punkt kommen, nämlich diese Accessibility, das Wort fiel hier schon, wo wir ebenfalls eine Podcast-Folge bereits aufgenommen haben dazu.
Das ist so ein Ding, da denken viele häufig zunächst an körperliche Einschränkungen, die es allen verunmöglichen, ein Spiel entweder komplett oder teilweise eben zu spielen und auch zu genießen.
Aber was häufig so ein bisschen hinten überfällt, sind Anforderungen eben geistiger Natur.
Für Konzentration, für Merkfähigkeit, solche Dinge.
Aufmerksamkeit und eben auch Daueraufmerksamkeit über einen längeren Zeitraum.
Die wenigsten denken daran, wenn man über Accessibility redet.
Dabei wär das auch eben ganz entscheidend wichtig, sich dort Wissen auch unter den EntwicklerInnen weiterverbreitet darüber, was sind die Grenzen der menschlichen Aufmerksamkeit und wie können wir unsere Spiele besser so gestalten, dass sie diesen im stärkeren Maße Rechnung tragen einfach, ne?
Diesen Grenzen der menschlichen Psyche letztendlich.
Ben:
[41:02] Das muss ich auch sagen. Ich glaube, solche Bildschirme mit Infodumps, wir kennen das aus Tutorials mit Textboxen, aber selbst auch so ein Dark Souls-Bildschirm, einfach nur Begriffe und Zahlen listet wie eine hässliche Excel-Tabelle.
Das ist für niemanden richtig geil, glaub ich. Außer für so ein paar Einzelne, die richtig auf Excel-Tabellen abfahren. Aber ich glaub, für die allermeisten ist das nicht geil.
Die finden das nicht toll, sich durch irgendwelche Statistiken, wenn da zehn, 20 verschiedene Werte gleichzeitig auf dem Bildschirm sind, sich durchzuarbeiten.
Das glaub ich zumindest. Das ist eben ...
Niemand kann das überblicken auf einen Schlag. Jeder muss sich dafür Zeit nehmen und das mühsam durcharbeiten sozusagen und bei Tutorials, wie du sagst, wird es besonders auffällig, wenn also die berühmte Textbox, der Infodump, Ja, das sind eigentlich, glaub ich, alles aversive Situationen, von denen wir alle profitieren könnten, äh, wenn sie besser werden.
Björn Balg:
[42:01] Ja, also, ich hab das ja zum Beispiel auch, wenn ich jetzt mal so über irgendwelche ...
Also, was für mich so eine Art Accessibility-Option wäre, die ist, glaub ich, nicht so gemeint. Aber zum Beispiel, ich hatte das bei Stranger of Paradise, ne, diesem Final Fantasy von den, von Team Ninja, den Neo-Leuten.
Und da wirst du zugeballert mit Items. Da wirst du zugeballert mit den ganzen Ausrüstungsgegenständen und du hast dann zwei Milliarden Klassen und alle Klassen haben unterschiedliche Ausrüstungsgegenstände.
[42:32] Und du kannst, wenn du das optimieren willst, dann kannst du dich durch diesen Wust von Hunderten Items durcharbeiten und das alles miteinander vergleichen und die Werte lesen und sonst was.
Oder du kannst einfach nur einmal zwischendurch alle fünf Minuten in das Menü gehen, den Link oder, ich weiß nicht, ob's der Link oder der rechte Stick war, Optimierungsbutton und der ist gut genug.
Damit hatte ich überhaupt keine Probleme. Ich weiß, ich könnte das für bestimmte Situationen vielleicht noch irgendwie ausarbeiten, aber das war mir egal.
Das hat mir vollkommen gereicht. Und das war für mich so eine Option, wo ich so, hey, die Leute, die sich damit beschäftigen wollen, die können das machen.
Ich kriege dadurch nicht die für jede Situation, Beste Ausrüstung, aber sie ist gut genug und sie reicht vollkommen aus.
Und ich muss mich nicht damit beschäftigen oder beziehungsweise eben auch mein Spiel pausieren. So das Gleiche ist auch, dass ich Dinge überspringen kann, dass ich nicht auf was warten muss, dass ich Cutscenes überspringen kann.
Das merke ich mittlerweile auch, das hab ich bei Alien Isolation gemerkt, wo ich einfach nur durch Gänge durchgehe oder mir Cutscenes wieder ansehen muss oder sonst was die ganze Zeit.
[43:39] Da werde ich wirklich ungeduldig und verliere das, Ich verliere mit der Zeit das Interesse und merke, wie mein Kopf woanders hindriftet.
Ich merke, dass mein Kopf woanders hingeht und was anderes machen möchte oder sich mit Sachen nebenbei beschäftigt. Und dass ich auch in Streams teilweise anfange, zwischendurch auf Twitter zu gehen, nur um mir Dinge durchzulesen.
[44:00] Während ich auf irgendwas warte. Weil ich brauch diese Stimulation irgendwie die ganze Zeit. Ich kann nicht ... Ich kann auch nicht ruhig ...
Deswegen, meditieren klappt bei mir auch nicht. So dieses, oh, mal komplett versuchen, ruhig und gedankenfrei, nee, ich muss immer an was denken, ich muss immer, auch wenn ich abends ins Bett gehe, ich schlafe eigentlich meistens dabei ein und das macht mir Spaß, ich bin dann so, ich freue mich jetzt drauf, dass ich über irgendwas nachdenken kann und dann penne ich dabei ein.
Das ist so, das brauche ich, ich muss auch immer was hören, das habe ich auch früher schon gehabt, ich muss immer was hören zum Einschlafen, ich habe immer ein Video laufen, Immer irgendwas, wenn ich am Arbeiten bin, wo ich nicht aktiv, wie bei der Audiobearbeitung, auf irgendwas hinhören muss oder so, ich lass immer ein YouTube-Video, eine Serie, einen Film oder sonst was dabei laufen.
Es gibt YouTube-Videos wie Sachen von H-Bomb, die hab ich Hunderte Male durchgehört.
Wie ich früher Kassetten von Benjamin Blümchen immer in der Dauerschleife gehört habe.
Einfach damit so eine Grundbeschallung im Hintergrund irgendwie da ist.
Damit mein Kopf immer irgendetwas noch so nebenbei zu tun hat irgendwie. Nee, das ist ...
Ich glaub, wenn man das nicht so spürt, klingt das, glaub ich, echt irre. Hahaha!
Ben:
[45:13] Nikolas, ich glaub, du hattest grade auch noch einen Punkt, den du einbringen wolltest.
Nicolas:
[45:17] Ich hatte nur das mit dem Twitter und Stimulation, hab ich gefragt, ob nicht jemand anderes, der heute hier noch im Podcast sitzt, das vielleicht dem ähnlich geht.
Ben:
[45:26] Ach so, ja, die Stimulation. Ja, ich kann nicht nachempfehlen.
Ich glaub, ich hab auch schon ... wenn ich alleine spiel, aber ich hab das bestimmt im Stream auch schon gemacht, bei einem Ladebildschirm auf Twitter zu gucken.
Ich kann Relaten auf jeden Fall.
Nicolas:
[45:40] Da hättest du mit dem aktuellen Titel Starfield deine lieben Mühen.
Weil da wärst du häufig auf Twitter unterwegs, das kann ich sagen.
Björn Balg:
[45:47] Ich hab das teilweise so extrem gemacht, als damals Prey rausgekommen ist, also das 2017er Prey. Das hatte ja auf der Xbox One und PS4 extreme Ladezeiten.
Immer wenn du ein neues Gebiet reingegangen bist, teilweise wirklich so eine Minute, anderthalb Minuten. Und ich hab dann nebenbei...
Noch meine Vita gehabt und hatte irgendso ein Strategiespiel da drauf.
Und während dann dieser Ladebildschirm kam, hab ich meine Vita kurz rausgeholt und hab dann so zwei, drei Züge gemacht.
Nicolas:
[46:18] Multitask Gaming. Ja.
Ben:
[46:22] Ja, also bei einer Minute, bei einer Ladezeit, die eine Minute dauert, was heute auch einfach verboten gehört und trotzdem manchmal noch vorkommen kann, kann ich das absolut nachvollziehen.
ADHS: Kriterien & Einfluss aufs Gaming
[46:32] Ich würd tatsächlich noch mal vorschlagen, schon viele interessante Beispiele waren, das noch mal ein bisschen in eine Struktur zu gießen.
Einige von uns können die gut gebrauchen.
[46:45] Und zwar habe ich die Kriterien von einem Diagnosekatalog mitgebracht.
Es gibt zwei sehr bekannte Diagnosekataloge.
Einmal die ICD, die International Classification of Diseases.
Die kennen wir in Deutschland besonders gut, weil unsere Krankenkassen nach dem abrechnen, was in diesen Katalogen steht und was da nicht drinsteht, kann auch bei einer Krankenkasse entsprechend nicht abgerechnet werden.
Das ist das Klassifikationssystem, das jetzt auch die Computerspielabhängigkeit aufgenommen hat, die dann so irgendwann komplett übersetzt und vollständig in Kraft getreten ist, auch hier diagnostiziert werden kann.
Und dann gibt es noch einen großen anderen Katalog, der vor allem in den USA genutzt wird, aber durchaus international auch verwendet wird, Der DSM 5 sozusagen, das ist die fünfte Version und dieses Diagnosemanual sozusagen hat auch natürlich eine Überarbeitung, die wie beim ICD jetzt gerade in Produktion ist, aber wir haben jetzt sozusagen die noch aktuelle Version vom DSM Nummer 5 hier und da wird unterschieden für ADHS eben in diese zwei Bereiche, einmal der Unaufmerksamkeitsbereich, der hat hier neun Kriterien, und einmal der Hyperaktivitätsbereich, der auch neun Kriterien hat.
Und ich schlage vor, wir konzentrieren uns jetzt hauptsächlich für den Podcast auf die Unaufmerksamkeit.
[48:14] Den halte ich für das Spielen für besonders relevant. Und vielleicht machen wir noch einen kurzen Blick in die Hyperaktivität.
[48:20] Was man dazu sagen kann, es sind neun Kriterien, Und wenn man sechs von diesen erfüllt als Kind bis 16 Jahre, Dann wird vorgeschlagen, die Diagnose hier auszusprechen.
[48:34] Für Erwachsene ist es so, dass nur fünf von neun hier erfüllt sein müssen.
Da hat man die Schwelle sogar etwas niedriger gemacht für die Diagnose bei Erwachsenen.
Wie gesagt, in Deutschland würde man nicht diese Kriterien verwenden, aber sie sind sehr schön, weil sie deutlich ausführlicher gehalten sind als im ICD. Deswegen gefallen mir die sehr gut. Wir können eben auch mal schauen, was hier das einzelne Kriterium vielleicht für uns ...
Uns für Probleme beim Gaming machen könnte.
Und das Erste, das der DSM 5 uns hier mitbringt, ist die Aussage, die Person schafft es oft nicht, genau auf Einzelheiten zu achten oder macht Flüchtigkeitsfehler, zum Beispiel bei Schularbeiten.
Da sieht man, dass es auch Kindern besonders zugeschnitten ist, bei der Arbeit oder anderen Tätigkeiten.
Also, ich würde sagen, das Thema Einzelheiten, das finde ich jetzt auch im Beispiel von Armut Core und den Zahlenbildschirmen wieder.
Ähm, aber, äh, fallen dir vielleicht auch, Björn, andere Erlebnisse ein?
Wo du sagst, Einzelheiten, auf die man hier achten soll, wo man dann auch leicht was übersieht, Flüchtigkeitsfehler macht.
Ist das beim Gaming dir auch schon aufgefallen? Also ...
Björn Balg:
[49:47] Permanent. Permanent. Permanent.
Ben:
[49:51] Festbeschreibung nicht gelesen.
Björn Balg:
[49:54] Exakt, exakt. Den falschen Namen irgendwie falsch gelesen, irgendwas falsch gehört.
Irgendwas falsch gedeutet, so falsch interpretiert, irgendeinen Vorgang, den man sehr sehr wiederholt durch die Routine, irgendwann zwischendurch einfach mal falsch zu machen oder auch aus der, so ich muss jetzt schnell irgendwie...
Durchs Menü kommen und dann hängt wieder irgendeine Taste oder sonst was und dann drücke ich wieder daneben oder ich achte nicht da drauf und nehme das falsche Item und bin so oh fuck, kann ich nochmal neu laden? Nein, oh scheiße.
Ich hab das so, ich hab ja auch in meinen Streams glaub ich schon so oft, wenn's da auch gerade bei irgendwelchen Sachen, wo ich im Menü was auswählen muss und dann in dem Moment, wo ich drauf drücke, direkt schon so, oh nein, fuck, scheiß, nein, Oh, stimmt.
Stimmt, das funktioniert hier gar nicht so.
Also, wirklich permanent einfach nur. Und es lässt einen ...
Also, grade, wenn man das vor anderen Leuten macht, lässt einen das so unfassbar dämlich aussehen.
Ben:
[51:01] Ja, was ich auch kenne, dass man in der Flüchtigkeit Namen und Bezeichnungen falsch liest. Ja.
Das kann auch im Stream peinlich werden, wenn man immer den falschen Namen sagt, weil man ihn das erste Mal nicht richtig gelesen hat.
Björn Balg:
[51:14] Es ist bei mir schon Running Gag geworden, dass Leute immer so, Björn liest immer die Texte falsch vor. Ich dichte immer Wörter hinzu, die nicht da sind.
Oder lese die Sachen falsch vor oder lass irgendwelche Begriffe weg. So das ...
Nicolas:
[51:28] Dadurch gibt's dann eine Unique-Version des Spiels, die's nur bei dir zu sehen und zu hören gibt?
Björn Balg:
[51:33] Ja, so ungefähr.
Ben:
[51:36] Also, ich höre raus auf jeden Fall Text und Lesen mit einzelnen Begriffen, Wörtern.
Und dann in Spielen, die vielleicht sehr questlastig sind, wo es wirklich auf Details ankommt, zu wissen, okay, der richtige Name, der richtige Ort, wo ich hin soll, das richtige Objekt und so weiter.
Ähm, das sind alles mitunter wichtige Details in Games.
Äh, wo es dann schwer ist sozusagen oder schwer werden kann. Das war's.
Wenn man nicht mit ganz, ganz großer Konzentration hier aufpasst.
Da wär die Frage, was könnte man da machen, wenn man drüber nachdenkt?
Björn Balg:
[52:14] Das ist, glaub ich ...
Ben:
[52:15] Wichtige Sachen hervorheben, also wichtige Begriffe hervorheben, das machen auch einige Spiele.
Björn Balg:
[52:20] Ja, genau.
Ben:
[52:21] Dass man die zumindest aufnimmt.
Björn Balg:
[52:24] Dass zum Beispiel, ich mein, das macht's dann auch in gewissen Fällen immer so zu einfach, dass man, ich kenn das so gerade eben auch aus Survival-Horror-Spielen, dann, oh, hier sind ganz viele Notizen.
Und die eine Notiz, die wichtig ist, oder ein Begriff, der wichtig ist, der für ein Rätsel gebraucht wird, der wird dann eben vorgehoben, damit du ihn nicht verpasst.
Ist an sich ja sehr nützlich. Auf der anderen Seite lernt man das dann eben auch.
Und dann fang ich dann teilweise an, eben auch, weil ich dann nicht mehr so konzentriert bin oder schnell einfach nur die Information haben will, dass ich dann irgendwann anfange, alle Lore-Texte zu skippen und nur auf diese, ist da was farblich vorgehoben?
[53:04] Nein, okay, dann kann ich's wegschmeißen. Das ist, glaub ich, sehr schwer zu kriegen.
Aber es ist, glaub ich, ganz gut, dass die Menüs alle sehr snappy sind, dass ich nicht doppelt- und dreifach Eingaben aus Versehen machen kann.
Ich hatte das grade auch eben bei Alien Isolation, wo's auf dem Controller teilweise länger dauert, wenn du ...
Das Spiel fragt, du gehst an so eine Speicherposition, Du wartest drei Sekunden bis was passiert und dann musst du noch mal bestätigen, aber das Bestätigen ist auf Nein.
Nein. Und das ist eben auch dann so, dass ich so oft aus der Flüchtigkeit heraus, dass dann, dass dann falsch mache oder dass ich...
Wenn ich Textboxen nicht mit B überspringen kann, sondern nur, wenn ich dann die letzte getätigt habe, dann irgendwie mit B rausgehen kann.
Und dann fang ich eben immer an ... Jeder kennt das, glaub ich, der damals Pokémon gespielt hat. Du bist im Pokémon-Center und bist so, ja, ich hab den in Pokémon gehalten.
Dann hast du einmal zu viel gedrückt, dann fängt der ganze Dialog wieder von vorne an.
Nicolas:
[54:03] Bei mir war's der Uhu in The Legend of Zelda, Ocarina of Time.
Der irgendwie da seinen langen Text unterrattelt und am Ende fragt er, hast du verstanden, ja, nein und ich hab also sehr zuverlässig dann immer genau das andere und dann fängt der wieder an mit diesem langen Text und ich hab wirklich fast in den Controller gebissen, wenn dir das halt irgendwie, du weißt genau, du weißt genau, er wird dich gleich wieder fragen und du machst es sechs mal hintereinander falsch und du zweifelst an allem, an allem, was du geglaubt hast, über dich zu wissen, ähm, ja.
Ben:
[54:33] Okay, jetzt Konzentration. Ja oder nein? Warte, was war die Frage?
Nicolas:
[54:37] Ja, oder wenn's dann so eine Art doppelte Verneinung gibt, soll ich es nicht wiederholen?
Ben:
[54:43] Hast du's verstanden oder soll ich's wiederholen?
Nicolas:
[54:45] Ich weiß es nicht. Auf jeden Fall hab ich mich immer, um wieder bei Pokemon zu sein, hab ich mich immer in der Verwirrung selbst verletzt.
Björn Balg:
[54:53] Es ist auch zum Beispiel, was ich ganz gut finde, was mir auch oft passiert ist, dass ich aus Versehen eine Cutscene überspringe.
Wenn ich dann grade keine überspringen möchte, dass ich so aus Versehen auf die Taste draufdrücke dafür, weil ich dann auch wieder so am Rumhantieren bin.
Und die beste Lösung, die ich jemals gefunden habe, hat Bayonetta gemacht.
Bayonetta macht das so, das machen ja viele Spiele, dass sie dann auf Start nicht die Cutscene überspringen, sondern auf Start pausieren und dann kannst du eben auswählen, möchtest du die Cutscene überspringen, ja, nein.
Aber Bayonetta hat tatsächlich eine geheime, ich glaub, das Spiel verrät dir das gar nicht, es gibt eine geheime Tastenkombination, kannst.
Aber es ist eben eine Tastenkombination.
Ich glaube, das war, du musstest, ich glaube, eine Schulter-Taste und Select bzw. Back.
Ich glaub, das ist eine Kombination, die du nie drückst im Spiel.
Die kannst du nicht aus Versehen machen. Oder es ist eine Tastenkombination.
Aber es sorgt dafür, dass wenn du einfach schnell hibbelig da durch willst, dass du's machen kannst, aber dass du eben auch nicht aus Versehen was machen kannst.
Das ist halt unfassbar, find ich, unfassbar gut designt. Aber ja, das sind, glaub ich, auch Sachen, die allen Leuten dann helfen.
Ich glaube, das sind so Funktionen, Und bei denen auch Leute, die damit kein Problem haben, solche Flüchtigkeitsfehler zu machen.
Ben:
[56:12] Ja, also grad auch bei Cutscenes. Du kannst zwei Dinge sehr falsch machen bei Cutscenes. A, du kannst Cutscenes machen, die man überhaupt nicht skippen kann.
Ganz schlimm. Und du kannst Cutscenes machen, die man versehentlich, weil man gegen irgendeine Taste gekommen ist, skippen kann. Und dann nicht weiß, was passiert ist. Beides furchtbar.
Nicolas:
[56:30] Der Punkt reicht auch hinein in den Impulsivitätsbereich.
Weil was dort gefragt ist von dir in dem Moment ist, AAAAA zu drücken, widerstehen, um nicht auszusehen, irgendwas zu skippen und bei Menschen, die eine ADHS-Diagnose haben, also mit Hyperaktivität, dort geht man davon aus, dass die Impulskontrolle, beeinflusst ist. Auch in dem Sinne, dass inhibitorisches Verhalten, also die Unterdrückung von Impulsen, die ich jetzt habe, dass die beeinträchtigt ist und das dann eben dazu führt, dass man dann aus Versehen zu weit, zu oft drückt und dann eben aus Versehen skippt, aus Versehen dies macht.
Ben:
[57:08] Ja, genau, man braucht auch da eine hohe, ähm ... ja, eine Daueraufmerksamkeit sozusagen, auch auf sich selbst sozusagen, okay, wann muss ich jetzt auch aufhören zu drücken, wann ist der Punkt gekommen?
Und vielleicht kennst du das auch, Björn, auch Ladebildschirme, denen nichts passiert, aber man möchte schon ein bisschen auf A hämmern in der Hoffnung, dass das irgendwas bewirkt.
Oder einfach ... Vielleicht verwechselt man in dem Moment auch den Controller mit so einem Fidget-Spielzeug, man drückt ein bisschen drauf rum, es wird schon nicht schaden.
Nicolas:
[57:40] Und der Ladebildschirm ist vorbei und man hat erst mal geschossen irgendwen, irgendwas.
Ben:
[57:43] Ups. Auch wenn da jetzt so ein Waffer laufen würde, um Gottes willen.
Ich würde einmal mit euch fortschreiten zum nächsten Punkt.
Und zwar heißt es hier in Punkt zwei der Unaufmerksamkeit, hat oft Schwierigkeiten, die Aufmerksamkeit längere Zeit bei Aufgaben oder beim Spielen aufrechtzuerhalten.
Also auf eine Sache zu fokussieren und sich auch nicht ablenken lassen vom berühmten Fussel, den man gesehen hat.
Und dann passiert etwas ganz anderes. Und ich möchte eine Bemerkung dazu machen, Nämlich, was ich von vielen Menschen gehört habe, ist, oder auch Beobachtungen, die es auch gibt, auch bei Kindern, bei denen man ADHS diagnostiziert hat, ist, dass die sich auf Games außergewöhnlich gut konzentrieren können. Ja, das ist schon fast diagnostisches Kriterium.
Wenn die Kinder bei Games besonders ruhig sind, könnte da auch eine ADHS-Diagnose vorliegen.
Ähm, genau. Also, dass da die Fähigkeit, sich zu konzentrieren, irgendwie besonders ... da wird die Aufmerksamkeit besonders gut gebunden, außer wenn der Ladebildschirm kommt. Eure Gedanken.
Björn Balg:
[58:50] Ja also, es kommt halt drauf an beim Spielen, weil wenn das Spiel mich dann eben auch mit Textboxen zu ballert und ich muss irgendwie erstmal was lernen und verinnerlichen, dann merke ich eben auch so, ich setze mich dann bei vielen RPGs dann hin und denke so jetzt, jetzt gehst du richtig rein und dann wird dir das Worldbuilding erklärt und dann hier die Mechanik und du bist bei den ersten zwei, drei bist du noch so ja, ja genau.
Okay, alles klar, das habe ich verstanden, das funktioniert so, so und dann kommt die dritte und die vierte und die fünfte und so nach und nach zermürbt dich das einfach und dann merke ich auch eben so, fuck it, ich lerne das einfach später irgendwie, irgendwie klappt es schon, ich gucke mir nachher noch mal einen Guide an oder sonst was und dann fange ich eben auch an die Sachen durchzuskippen oder wenn es dann anfängt gewisse Dinge, dass sie dann zu repetitiv sind, auch da Alien Isolation, das ist wirklich das Anti-ADHS Spiel, Ich war so gelangweilt und genervt vor dem Spiel, weil ich einfach immer wieder das Gleiche machen musste.
Und die Tätigkeit ist nicht interessant. Weil wenn die Tätigkeit interessant ist, wenn ich halt viele Tasten drücken kann, ich liebe die Dynasty Warriors-Spiele, wo einfach permanent irgendwas passiert, alles blitzt und blinkt, und ich kann in die Tasten hauen, wie ich lustig bin, ohne dass es eine Downtime gibt zwischendurch. Das ist hervorragend.
Ben:
[1:00:15] Man kann viel über Dynasty Warriors sagen, aber nicht, dass wenig auf dem Bildschirm passiert.
Björn Balg:
[1:00:19] Ja.
Ben:
[1:00:22] Und ich kann das nachvollziehen, dieses Repetitive. Das finde ich auch, also, ist was, was mich bei Spielen häufig abschreckt.
Dinge noch mal machen, die man eben schon gemacht hat. Wo ich auch denke, ja, es ist jetzt kein Skillcheck mehr.
Ich habe es schon getan, ich habe es schon geschafft, warum muss ich es jetzt immer noch mal wieder machen? Ich will das nicht.
So geht es mir manchmal tatsächlich mit Eingespielten, dass diese Wiederholung mich einfach so ein bisschen dann nervt. Das bindet mein Interesse dann auch nicht mehr so schnell. Also, das ist auch etwas, das ich beobachte.
Nicolas:
[1:00:57] Ja, was Björn gesagt hat, da ist ein wichtiger Punkt drin aufgegriffen, mit dem, wenn es mich interessiert, dann fällt es mir leichter, Aufmerksamkeit über längere Zeit zu halten und zwar ist es ja so, dass Menschen mit ADHS eben nicht durchgängig immerzu, also nicht alle unfähig sind, so die Aufmerksamkeit zu mobilisieren für eine bestimmte Sache, sondern es gibt eben auch Fälle oder ein häufig beschriebenes Phänomen, das sogenannten Hyperfokus, wo eben gerade das besonders gut gelingt, die Aufmerksamkeit zu fokussieren und dann also auch ja, schwierige Aufmerksamkeitsanforderungen zu erfüllen.
Die Frage ist natürlich, wie lange kann dieser Hypofokus aufrechterhalten werden?
Und da ist mit diesem Kriterium hier, wo es heißt, die Aufmerksamkeit längere Zeit, das ist so ein bisschen unklar, was damit eigentlich gemeint ist.
Was heißt denn jetzt längere Zeit?
Also, ab wann ist es quasi krankheitswertig gestört, das eigene Aufmerksamkeitsvermögen?
Und ab wann ist es irgendwie...
Ben:
[1:02:02] Da ist es hier natürlich nicht scharf formuliert. Ich nehme mal an, was wahrscheinlich gemeint ist, irgendwie eine Aufgabe angemessen.
Also, wenn es nun mal vielleicht 20 Minuten eine Auseinandersetzung dauert, dass, genau, man diese Zeit nicht durchhalten kann vielleicht.
Aber du hast ganz recht, es ist natürlich jetzt ein bisschen eine subjektive Auslegung.
Björn Balg:
[1:02:22] Ja, wo es bei mir auf jeden Fall, das hab ich gemerkt, deswegen kann ich diese Sachen auch nicht mehr spielen, wo es bei mir wirklich dann gefährlich wird mit diesem Hyperfokus oder beziehungsweise da nicht mehr so von loskommen, sind diese ganzen so Clicker-Games oder so.
Ich hatte, als es in den Game Pass gekommen ist, Forager ausprobiert, wo's ja auch nur darum geht, dass du an sich dann so Maschinen baust, und dann arbeiten die für dich.
Dadurch kannst du noch mehr Sachen bauen, die noch effizienter für dich arbeiten.
Und du hast dann auch so eine Hacke, Dann kannst du eine Sache kaputt machen, nachher kannst du dann neun Sachen, dann mehr und mehr und mehr.
Dass es einfach immer weiter nach oben, immer effizienter geht.
Und mich hat das dann diese Woche nicht losgelassen. Ich glaub, ich hab meine Xbox eine komplette Woche nicht ausgemacht.
Ich hatte auch damals in meinem alten Job dann nebenbei das die ganze Zeit an.
Ich hab dann in Meetings gesessen und hab das die ganze Zeit dann eben dabei gespielt. Und ich wusste eigentlich, ich musste jetzt eigentlich irgendwas anderes machen.
[1:03:28] Aber das hat mich so gedanklich nicht losgelassen, weil es immer so noch dieser, oh, der nächste Schritt, und das noch und das noch und das noch.
Und das ist bei so sehr vielen, auch bei so Aufbausachen, passiert das bei mir sehr schnell.
Also, ich hab Phasen, ich hab, glaub ich, vor zwei Jahren noch mal entdeckt, dass es eine Open-Source-Version von Rollercoaster Tycoon 2 gibt.
RCT2 Open. Hervorragende Version, die beide Spiele zusammenfasst und noch so ganz viele Features dazu. Das war's für heute. Bis zum nächsten Mal.
Und dann komm ich da wirklich in so einen Flow rein.
Und das ist so ein Spiel, da kann ich dann zehn Stunden einfach ...
Ich merk nicht, wie die Zeit vergeht, und auf einmal ist irgendwie, äh, morgens früh. Und da häng ich dann die ganze Zeit dran. Und dann bin ich auch dabei, Sachen drüber nachzulesen.
Und da fällt's mir dann sehr leicht, Dinge darüber nachzulesen, und dann Videos anzusehen oder irgendwelche Guides, wie kann ich das optimieren und besser und besser machen.
Und ich glaube, was die Spiele ganz gut machen, ist, dass die sehr viel mit Ausprobieren funktionieren.
[1:04:32] Und auch weniger mit, dass du sofort irgendwie ... äh, in ein Failstate reingehst und sehr viel, ne? Auch so die Ästhetik Baralock Crusader Tycoon.
Du hast sehr viele Geräusche, sehr viele Sachen bewegen sich.
Du kannst die ganze Zeit immer die Perspektiven ändern.
Du kannst alles Mögliche ausprobieren. Du siehst das eben auch sofort.
Ähm, und, äh, das sind so Spiele, die können mich halt so gefährlich in den Bann ziehen. Das sind die einzigen Sachen, die bei mir so, ich will nicht sagen, so ein Suchtverhalten.
Weil sobald ich dann Forager auf 100 Prozent hatte, das war so befreiend, wie so ... Oh! Jetzt kann ich, jetzt kann ich davon loslassen.
Nicolas:
[1:05:11] Jetzt kann ich mir das nächste Spiel suchen.
Björn Balg:
[1:05:14] Ja, ich hab das auch, wenn ich so ... Weißt du, weil das ist dann so Problemlösung, die immer kommt. Ich hab das auch, wenn ... Ich hab ein technisches Problem mit irgendwas, und dann kann ich nicht davon loslassen.
Ich kann nichts anderes machen, das ist, wenn ich irgendein Problem, ich habe einen vollen Arbeitstag geplant und dann stimmt irgendwas mit meinem E-Mail-Client nicht.
Und auch wenn das jetzt kein Problem für die restlichen Sachen sind und ich könnte eigentlich, komm Björn, kümmerst du dich morgen darum, es geht nicht.
Ich weiß, da ist ein Problem und dann lässt mich das nicht los und dann verbringe ich da auch und wenn es dann zwei Tage dauert, dieses Problem zu lösen, dann verbringe ich zwei Tage damit und bin wie gefangen in diesem Fokus irgendwie da drauf, in diesem Problem, was irgendwie offen ist und das hält mich irgendwie dann davon ab.
Und das habe ich gemerkt, dass es da so Spiele das eben auch haben können.
Und das sind so die einzigen Sachen, die mich in so einen Bann ziehen.
Deswegen spiele ich das auch nicht mehr, weil ich weiß, die geben mir nichts Positives. Also Management-Sachen schon, aber so diese reinen Clicker-Games, die geben mir halt nichts.
Da gibt's kein ... nichts Interessantes dafür. Da drin, das ist einfach nur Progression um der Progression willen. Und deswegen weiß ich so, ich lass das, weil ansonsten lass ich wieder eine Woche meine Xbox laufen.
Ben:
[1:06:34] Du hast es jetzt schon fast beantwortet, aber ich wollt noch einmal nachfragen.
Also, dieses so tief da drin Versinken, auch über, ne, vielleicht ein paar Tage oder so, oder eine ganze Nacht durch.
Also, erlebst du das sozusagen als positiv?
Oder erlebst du das für dich selber auch, wo du denkst, ha, also, auch ein bisschen problematisch.
Björn Balg:
[1:06:54] Das kommt auf die Sache an. Ich liebe das, wenn es wirklich etwas ist, wo ich das Gefühl habe, das gibt mir was. Da kann ich mich einarbeiten.
So, ich hab das ... Ich bin zum Beispiel niemand, der lange bei einem Spiel bleibt. Das ist ja auch so eine Sache, da ändert sich dann die Fixierung die ganze Zeit.
Ich liebe das dann, mich zum Beispiel eine Woche oder so dann auf einen Titel zu fokussieren und alles darüber zu lernen, wenn mich das interessiert.
Dass ich mir Speedruns dazu ansehe und gucke, wie funktioniert das?
Was sind Techniken, die ich für mich irgendwie nehmen könnte?
Ich les mir alte Game-FAQs irgendwie durch. Ich kauf mir Spieleberater dazu, ich seh mir Videos dazu an. Und ich versuche, alles Mögliche irgendwie aufzusaugen und für mich selber irgendwie umzusetzen.
Dann ist es nach einer Woche einfach so, oh, okay, jetzt hab ich grade genug davon, und jetzt geh ich zum Nächsten irgendwie über. Aber das, was ich gemacht habe, das hat auch so ...
Da hab ich dann nachhaltig noch irgendwas darüber gelernt, das ist Wissen in dem Spiel, das ich irgendwie mitnehmen kann.
Aber wenn ich halt einfach nur dumm rumklicke und irgendwas mache, dann hab ich am ... so, dann guck ich da drauf, dann denk ich mir einfach, das war pure Zeitverschwendung.
Nicolas:
[1:08:05] Am Ende funktioniert der E-Mail-Client immer noch nicht. Oder so?
Björn Balg:
[1:08:09] Ja.
Ben:
[1:08:12] Ja, manchmal ist es Zeitverschwendung, ja. Ja, ich kann das nachvollziehen, dann will man die ganze Zeit diese Sache lösen.
Man hätte auch einfach innerhalb von zwei Minuten eine Alternative verwenden können, um das einfach zu umgehen. Aber es juckt in den Fingern, dass man diese Sache jetzt auch bitte repariert sehen möchte.
Aber was mir in den Fingern juckt, ist, einen Punkt voranzuschreiten in diesem Fall.
Und der dritte Punkt in den Kriterien heißt hier, und da können wir mal gucken, ob wir da eine Verbindung finden, scheint oft nicht zuzuhören, wenn direkt angesprochen.
Seht ihr dann Gaming-Bezug.
Nicolas:
[1:08:45] Wie ist das mit deiner Partnerin, wenn du im Spiel versunken bist und die versucht, irgendwas aus dir ... Irgendwas von dir ...
Eine Gemütsäußerung, eine Response.
Björn Balg:
[1:08:57] Das ist, glaub ich, bei allen Dingen, in denen ich dann fokussiert bin, dass es so oft passiert, dass ich fang an zuzuhören und dann seh ich irgendwas oder mir fällt was ein oder irgendwas, was genannt wurde, erinnert mich an irgendwas.
Und dann schweif ich gedanklich ab Und dann am Ende vor dem Satz ist es so...
Ne, Björn, du weißt Bescheid. Und dann kommt immer dieses so, ja, ja.
Ben:
[1:09:21] Äh ...
Björn Balg:
[1:09:23] Ja, okay, kannst du grad noch mal den letzten Satz mir zurücksagen?
Äh ... Das kommt dann eben immer so rüber, als würdest du dich für die Sachen nicht interessieren.
Aber es ist einfach so, dass du automatisch abgelenkt wirst.
Ich hatte das auch bei ...
Ich hatte so ein Problem früher, Bücher zu lesen, auch für die Schule.
Weil du fängst dann an zu lesen, und ich les weiter, aber ich denke über was anderes nach. Und auf einmal fällt mir das eine Seite später auf und ich bin so, also ich habe.
[1:10:00] Gerade eine Seite gelesen und ich weiß nichts, was hier passiert ist und dann muss ich nochmal zurückgehen.
[1:10:24] Dass der Text bei Disco Elysium, ne? Der wird ja an der Seite sehr vertikal dargestellt.
Also, dass du immer nur pro Zeile vielleicht vier, fünf Wörter hast.
Weil es für das Auge wesentlich leichter ist, Dinge von oben nach unten zu scannen als von links nach rechts.
Und das heißt, gerade wenn du Texte hast, bei denen du sehr lange horizontale Zeilen eben hast.
Es ist wesentlich schwieriger, das zu lesen.
Das gilt eigentlich für alle Leute. Aber dann gerade noch mal mit dem ADS dabei, dann fällt es dir auch einfacher, dann abzudriften, wenn du eben so lange Zeilen hast.
Und bei einer Sache wie Disco Elysium habe ich dann eben auch gemerkt, das ist für mich so viel einfacher, die Texte zu lesen und so viel einfacher, dabei zu bleiben und die Sachen auch zu scannen, Als wenn das diese riesigen Textblöcke sind, bei denen ich mich wirklich fokussieren muss teilweise, um da nicht irgendwie aus Versehen der Zeile zu verrutschen oder Dinge nicht mitzukriegen oder einfach wirklich gedanklich so abzudriften.
Also das ist bei Spielen wirklich das Problem.
Nicolas:
[1:11:34] Das wäre ein gutes Beispiel jetzt dann für Spieldesign, das eben den Grenzen der menschlichen Aufmerksamkeit Rechnung trägt, Indem es zum Beispiel eben den Text layoutet in einer Form, der dem Verständnis und dem Konsum eben zuträglich ist.
Ben:
[1:11:49] Oder eben auch in dem Bereich Accessibility-Optionen, einfach darüber nachzudenken, ob man Optionen geben kann, Text anders darzustellen.
Eben vielleicht vertikalere Darstellungen zumindest auch als Einstellungen, als Optionen irgendwie anzubieten. Finde ich auf jeden Fall ein interessanter Hinweis.
Lesen ist natürlich auch eine psychische Funktion letzten Endes.
Björn Balg:
[1:12:13] Das hab ich zum Beispiel auch gemerkt, dass ich viel, dass ich seitdem ich Sachen auf einem Handy oder so nachlese, quasi eben auch E-Books, viel besser dabei bleiben kann, um das zu lesen, weil diese E-Books ja dann gerade eben auch in den aktuellen Smartphones adaptiv den Text anpassen können.
D.h., wenn ich mir jetzt irgendwie fürs iPhone oder so dann was runterlade, also ich meine, das geht auch auf einem Tablet oder sonst was, dann kann ich die Größe sehr einfach adaptiv anpassen.
Und dann wird eben auch der Text ...
Dann muss ich nicht wie bei einem PDF-Dokument, dann zoome ich da dran, und dann muss ich von links nach rechts den Bildschirm langscrollen.
Sondern das wird einfach angepasst. Und dann hab ich auf einmal wie Disco Elysium Text, dass ich das Buch oder sonst was eben so lesen kann. Da hab ich gemerkt, auf einmal ist es so angenehm, auch längere Textzeilen zu lesen.
Und das ist ein großer Teil für mich einfach nur die ... die reine Präsentation davon ist. Ähm, also, ich weiß es ja, dass es so bei Dyslexia oder so auch der Fall ist, dass es da bestimmte Schriften gibt, die natürlich irgendwie helfen.
Das merke ich bei mir auch, dass es dann gewisse Schriften gibt, die einfach angenehmer sind zu lesen. Aber gerade nur diese Typografie, also dieses Kerning dann eben auch, wie weit Sachen auseinander sind und wie viele Wörter pro Zeile, Das...
[1:13:36] Das wundert mich, dass da das irgendwie nach Disco Elysium ...
Weil mir fällt jetzt irgendwie kein anderes Spiel, da gibt's garantiert irgendwelche, die das dann machen, dass das nie irgendwie drüber nachgedacht wurde, Text.
Also, grade bei Spielen, die halt sehr textlastig sind, das in der Form irgendwie anzubieten oder zumindest auch dann adaptiv, dass das als Option ist, irgendwie drin zu haben.
[1:13:59] Weil das ist generell etwas, von dem alle profitieren quasi dann.
Leute mit ADS natürlich noch mal so ein bisschen mehr. Aber das ist eine Option, wo alle Leute was von haben. Das ist wie Untertitel.
Untertitel, manche Leute brauchen's halt wirklich.
Aber alle profitieren davon.
Ben:
[1:14:17] Ja, und eben auch guter Hinweis natürlich auch auf den Font sozusagen.
Hier weiß man zum Beispiel, Pixelfonts sind meistens sehr, sehr schlecht zu lesen für viele.
Oder machen eben grade Leuten Probleme, die auch Leseschwierigkeiten haben.
Und Serifen sind oft gut. Ja, die besser als Serifenlose-Fonds zum Beispiel, besser lesbar und so weiter und so weiter. Gibt's auf jeden Fall viele Dinge, auf die man auch gut achten kann.
Ich geh mal weiter zu Punkt 4.
Hier finden wir ein paar Sachen wieder, die uns bekannt vorkommen könnten.
Das klingt so ein bisschen wie eine Folge auch aus anderen Sachen.
Aber steht hier, folgt Anweisungen oft nicht vollständig und schafft es oft nicht, Schularbeiten, lästige Arbeiten oder Pflichten am Arbeitsplatz zu vollenden.
Also Dinge anfangen, aber nicht fertig machen.
Du hast es eben so ein bisschen angedeutet. Gibt's auch viele Spiele, die du dann liegen lässt, wo du dann den Fokus auf das Nächste bekommst?
Oder andere Dinge, ja, Aspekte, wo das eine Rolle spielt?
Björn Balg:
[1:15:28] Das sowieso, aber auch bei Spielen selber. Dass ich dann anfange, Anweisungen im Tutorial oder sonst was eben zu lesen.
Und dann zwischendurch und mittendrin einfach so, nee, okay, ich mach jetzt meinen eigenen Weg.
Oder dass mir irgendwas erklärt wird und ich das nur so zu 80 Prozent irgendwie dann befolge, weil ich den Rest irgendwie ausgeblendet habe.
Und dass es dann sehr schwer ist, diesen Vorgaben irgendwie zu folgen.
Oder halt Aufgaben, auf die ich keine Lust habe, die dann irgendwie zu machen.
Im echten Leben sind es dann so Sachen wie die E-Mails beispielsweise, das kenne ich auch bei Spielen auf jeden Fall.
Nicolas:
[1:16:06] Ich stelle mir da so ein Beispiel vor, das Tutorial sagt, mach das, das, das, unter der Bedingung, dass du das noch machst.
Dann klickt man sich da durch und hat halt nicht so genau hingeguckt und gehört und gelesen. Und dann ...
Macht man das, von dem man glaubt, was von einem verlangt ist, und dann sitzt man da so, und jetzt geht's weiter, aber nix geht weiter, weil man hat die Kondition C vergessen, die eigentlich von einem verlangt war.
Ben:
[1:16:31] Ja, womit wir wieder auch bei zu vielen Dingen auf einmal sind, zu viele Konditionen, zu viele Anforderungen auf einmal.
Natürlich kann man auch wieder der kognitiven Beschaffenheit Rechnung tragen und eher Dinge noch weiter aufbrechen, in Sequenzen sozusagen.
Definitiv auch hier Möglichkeiten, genau. Genau, also ja, Ablenkungspotenzial ist ja auch grade in großen Spielen, ich denk an Open Worlds, sehr, sehr groß. Man wollte eigentlich grade diese Quest machen und dann, oh, am Wegesrand passiert etwas ganz anderes.
Und während man dieser Sache folgt, findet man die dritte. Und ehe man sich versieht, hat man so ein Questbuch mit zehn angefangenen, aber keinem vollendeten Quest. Weil man einfach immer auf halbem Wege irgendwas Neues angefangen hat.
Das kann natürlich auch Spaß machen.
Aber das kann vielleicht auch irgendwann zur Mauer führen.
Ja, auch Questbücher, ja. Wenn die irgendwann lang werden, denk ich auch so, ich will's gar nicht mehr sehen, bitte.
Ähm ...
Björn Balg:
[1:17:28] Ja. Ja, wenn zu viele ... Wenn zu viele Informationen drin sind oder die Sachen, du auch nicht richtig einfach ausblenden kannst, dass dann die Sachen noch zusammen sind. Und dann ist es, ich brauch jetzt einfach nur grade das Aktuellste. Was ist jetzt das ...
Ben:
[1:17:43] Ja.
Björn Balg:
[1:17:44] Das ist das wirklich Wichtige der Mission. Ich brauch nicht noch mal auf einem Bildschirm alle einzelnen Questsachen, einzelne Schritte zu sehen.
Zeig mir nur das Aktuelle an, was jetzt wirklich für mich wichtig ist, damit ich mich damit darauf konzentrieren kann.
Das ist eine Sache, die auch im ... Filter. Filterfunktion. Genau, filter dich im echten Leben, die sehr wichtig ist, für sich selber rauszufinden, wie man eben auch so mit Listen umgeht, was wirklich wichtig ist, wie du das dann irgendwie abhaken kannst.
Also ich zum Beispiel benutze mittlerweile diese Todoist-App.
Und das ist auch wirklich super, weil dann kann ich einfach eintragen, hey, das ist ein To-Do, das will ich am Dienstag machen. Oder jeden Mittwoch und sonst was.
Und ich kann das nachgucken, wenn ich das möchte. Aber wenn ich die App aufmache, dann seh ich nur das, was heute getan werden muss.
Oder was halt überfällig ist. Und dann kann ich das wieder auf was anderes verschieben oder so. Und den Rest seh ich gar nicht, den blend ich aus. in meinem Kopf.
[1:18:46] Keine Kapazitäten irgendwie zu dran verschwenden. Das lenkt mich nicht irgendwie ab.
Genau, dass das halt Spiele nur das, was wirklich gerade wichtig ist, dir eben anzeigen und der andere Rest, das kannst du optional irgendwie nachgucken.
Das ist wie bei diesem Dark Souls-Bildschirm. Du machst den auf und, Alter, die meisten Informationen davon sind für mich vollkommen irrelevant.
Ich hatte mal meinen ersten Charakter so verskillt, weil ich nicht wusste, wie das funktioniert.
Das und das und sonst was. Oh, Strength, das brauch ich ja, damit ich einen höheren Attackwert habe.
Oh, das ist eigentlich nur dafür da, dass ich eine gewisse Waffe ab einem bestimmten Wert benutzen kann. Und dann skaliert das irgendwann irgendwie mit.
Das ist so abstrakt für mich in dem Moment.
Ben:
[1:19:31] Ja, es wird aus diesem Menü überhaupt nicht erschlicht.
Björn Balg:
[1:19:33] Ja, wo ich dann einfach nur ... Lass mich einfach hier einen Punkt für, das ist mehr Lebensenergie.
Und wenn ich hier einen Punkt reinsetze, viel mehr Lebensenergie oder so was irgendwie raus.
Dann kriegst du aber trotzdem noch diese ganzen anderen Sachen angezeigt.
Auch bei Armored Core ist es halt auch so, ich lege ein anderes Item an, und dann gehen 16 ... Oh, nicht so viel, aber sagen wir mal so sechs, sieben verschiedene Werte gehen hoch und runter.
Aber eigentlich sind vier oder fünf davon scheißegal in dem Moment.
Weil die gehen dann eins von irgendwie 10.000 hoch und runter.
Aber es wird mit dem gleichen Rotton oder Blauton angezeigt.
Es wirkt auf dem Bildschirm genauso wichtig. Und dann muss ich mich zusätzlich anstrengen, um das Unwichtige irgendwie rauszufiltern.
Und das nimmt dann irgendwie so mentale Kapazitäten weg und macht das dann unnötig anstrengend für mich in dem Fall.
Ben:
[1:20:26] Kann ich absolut nachvollziehen. Deswegen noch mal auch der Appell, auch jetzt für Entwicklerinnen, Entwickler, auf diese Filterfunktion auch zu achten.
Grade wenn man viele komplexe Menüs hat oder viele Einträge, wie in einem Questbook oder so, dass man Sachen sortieren kann, dass man sie filtern kann, glaub ich, eine ganz große Hilfe.
Es gibt Sachen, dass man die nicht ausschalten kann.
Das kann manchmal regelrecht lästig werden. Mir ging das zum Beispiel in Final Fantasy XVI so, ja.
Da kannst du dann auf dem Nicht-Abschalten, dass dir auf der Map irgendwelche Fragezeichen angezeigt werden, weil noch irgendjemand meint, eine dämliche Quest für dich zu haben, machen willst und da hätte ich mir gewünscht bitte zeigt mir die einfach nicht macht die einfach weg ich will das gar nicht wissen dass da eine quest hat wenn das wenn das spiel verbuggt und eine quest die du abgeschlossen hast, nicht als abgeschlossen gemeldet wird.
Dann bleibt sie für ewig dort stehen, oder? Dann... dann...
Björn Balg:
[1:21:23] Das macht mich, das ist wie, ich kann das technische Problem gerade nicht lösen und dann kann ich mich manchmal auf nichts anderes mehr fokussieren und dann suche ich im Internet danach, wie kann ich diesen Bug beheben, weil mich das permanent einfach, das macht mich irgendwann richtig irre, das lenkt dann so ab, die ganze Zeit, weil ich immer denke, oh, da ist noch irgendwas, was ich nicht getan habe.
Und ich muss halt immer wieder daran denken, nein, Björn, das ist nur ein Bug.
Aber ist es wirklich ein Bug? Kann man's vielleicht doch nicht lösen?
Hast du vielleicht doch irgendwas übersehen? Sollen wir nicht doch noch mal hin und nachgucken, ob man's irgendwie machen kann?
Das ist genau so ein Videospielen, so ein Metroidvanias, wenn du in einem Gebiet vorbeikommst und du kannst nicht erkennen, ist das jetzt etwas, was ich gerade erreichen kann?
Und ich bin einfach nur vielleicht zu schlecht?
Ben:
[1:22:09] Der Trippelsprung.
Björn Balg:
[1:22:09] Da fehlt mir etwas dafür, dass es zum Beispiel eine Serie wie Metroid eigentlich sehr gut macht, dass du erkennst, oh, hier ist eine Tür, die hat eine andere Farbe. Da brauch ich irgendwas anderes.
Oder hier ist irgendwie ein Enterhaken oder sonst was. Bei Metroid Prime ist es ja auch so, oh, da brauchst du, das kannst du scannen, und dann sagt der dir, da bräuchtest du vielleicht sonst was.
Ben:
[1:22:34] Bei den Neueren war's, glaub ich, auch so, dass wenn du dagegen schießt, du auch eine Message bekommst. Du brauchst da dann noch was.
Björn Balg:
[1:22:41] Ja, und es gibt dann tatsächlich wirklich, das klingt eigentlich relativ simpel, aber es gibt sehr viele Spiele, bei denen das unklar ist, ob du jetzt ...
Kann ich da noch irgendwie drüberspringen?
Oder krieg ich vielleicht einen Doppelsprung? Krieg ich einen Wandsprung oder sonst was?
Ähm, und, äh, das ist auch so eine Sache, die mich dann einfach ...
Ich guck das dann teilweise nach, ich google das dann.
Einfach nur, um diese Information irgendwie weglegen zu können.
Weil ansonsten muss ich halt permanent darüber nachdenken.
Ben:
[1:23:11] Ja, es setzt es natürlich so auf die ...
Auf die mentale Lüfte, ich muss das irgendwie bearbeiten. Wir haben auch einen Saigernick-Effekt, der genau das beschreibt, dass man eben sehr gut erinnert und im Fokus behält Dinge, die man noch nicht abgeschlossen hat.
Das wirkt dann so wie, ich muss hier noch rausfinden, kann ich das jetzt oder nicht? Eine unabgeschlossene Aufgabe dann auf jeden Fall.
Die ist natürlich auch eine zusätzliche kognitive Anstrengung, Belastung sozusagen, weil man die dann mit sich herumschleppt.
Also auch hier gut, wenn man Dinge da klar erkennen kann, damit Leute das von ihren mentalen Listen auch streichen können.
Dass sie wissen, okay, das ist für später, darüber muss ich mir jetzt keine Gedanken machen.
Definitiv sehr hilfreich. Auch wieder etwas, wovon, glaub ich, die allermeisten Spielerinnen und Spieler gut profitieren können.
Gehen wir mal weiter zu Punkt fünf. Hier haben wir auch wieder ...
Ja, es ist sehr schön, hat oft Schwierigkeiten, Aufgaben und Aktivitäten zu organisieren.
Und dann kommt hier eine Klammer, zum Beispiel, ein unordentliches, planlos desorganisiertes Arbeiten.
Und als Beispiel hält Termine und Fristen nicht ein.
Björn Balg:
[1:24:19] Ha ha ha ha! Äh, ganz ... Das wäre ... Ich mein, beim Spielen ist es für mich zum Beispiel etwas, für mich ist es ganz, ganz schwer, Multiplayer-Sessions zu planen.
Das ist ... Da hab ich ...
Da muss ich auch Leuten halt immer irgendwie sagen ...
Ähm, so ... äh, sorry, noch im letzten Moment und sonst was.
Und dann hat das wieder nicht funktioniert, weil ich dachte, oh ja, das müsste eigentlich funktionieren, aber dann hab ich die andere Aktivität falsch eingeschätzt oder ich komm halt wieder nicht voran.
Und dann muss ich das jetzt noch irgendwie machen, damit ich's irgendwie abhaken kann. Und dann komm ich zu einem Termin zu spät.
Und das kann halt im Fall vom Spielen eben auch einfach nur so eine Multiplayer-Session sein, bei der ich dann ...
Ich hab das so oft, dass ich auch einem Kumpel von mir einfach dann sage, 19 Uhr, alles klar. Und dann bin ich noch so, ja, ja, ich komm, ich hol mir noch, keine Ahnung, ich muss noch grad schnell was essen, so fünf Minuten oder so. Und dann brauch ich eine halbe Stunde dafür.
Ben:
[1:25:19] Ja, also man kann vielleicht drauf wetten, dass in diesen festen Raidgruppen in Destiny, die sich jede Woche treffen, keine ADHSler dabei sind.
Weil die werden als Erstes wahrscheinlich rausgeworfen.
Weil ich weiß nicht, wie das jetzt bei Destiny 2 ist, aber ich weiß es, man konnte auch nicht, glaub ich, mit weniger, Du musst eine feste Gruppe haben.
Auf jeden Fall gibt's auch mal wieder Spiele, da brauchst du deine feste Anzahl von Leuten. Und es kann nicht oder kann nicht sinnvoll oder nicht gut gespielt werden, wenn du die Anzahl nicht ...
Björn Balg:
[1:25:48] Das muss dann schon so ein fester Tag in der Woche sein.
Das muss dann für mich schon so, okay, das ist jetzt jede Woche der und der Tag, wo wir uns um die Uhrzeit irgendwie treffen.
Und dann kann ich das in eine gewisse Routine einbauen. Aber wenn das dann so...
Spontan für die Sachen gemacht wird, oh. Puh.
Ben:
[1:26:08] Okay, das heißt, auch für die Leute da draußen, die Multiplayer spielen und Rücksicht nehmen wollen auf Menschen mit ADHS, ist ganz besonders wichtig, irgendwie da gut Termine und Rituale draus zu machen und nicht einfach zu spontan zu organisieren.
Björn Balg:
[1:26:23] Und immer damit einplanen, dass die Leute eine halbe Stunde später kommen. Hahahaha!
Ben:
[1:26:29] Das ist der Trick, den Leuten immer eine halbe Stunde früher sagen als eigentlich, damit es dann hinhaut.
Nicolas:
[1:26:34] Ich mein, das ist eh in anderen Kulturen quasi, wird das mitgedacht und vorausgesetzt.
Das ist insbesondere in Deutschland ...
Ben:
[1:26:42] Zum Beispiel die Wissenschaft.
Nicolas:
[1:26:43] Ja, insbesondere in Deutschland dann ein Problem, wenn man da zu spät kommt oder so, und dann wird man im Zweifelsfall schnell verdächtigt, eben ein Problem zu haben mit der Organisation.
Was in anderen Kulturen tatsächlich ja dann, wie gesagt, also eine halbe Stunde ist dann noch milder oder so, ne?
Ben:
[1:26:59] Die Universität, die das akademische Viertel eingeführt hat.
Nicolas:
[1:27:02] Ja, genau. Ja.
Ben:
[1:27:03] Ja.
Nicolas:
[1:27:03] Ja. Genau.
Ben:
[1:27:06] Okay. Ja, Multiplayer, guter Gedanke, hatte ich erst gar nicht dran gedacht.
Aber ist auf jeden Fall hier noch mal ein ganz, ganz wichtiger Punkt.
Der nächste, den wir haben, Punkt sechs, ist auch, ja, etwas, das uns schon begegnet ist.
Und zwar steht hier noch mal, vermeidet oft, mag nicht oder ist widerwillig bei Aufgaben, die längere geistige Anstellungen erfordern.
Das ist uns beim Konzentrationsthema schon ein paar Mal begegnet, dass wir auch gesagt haben, okay, das sind Dinge, die vermeidet man, wie den Stat-Bildschirm, wo man sagt, nee, da möchte ich mich nicht so mit auseinandersetzen.
Das mach ich nur im Notfall, wenn es sein muss. Aber eigentlich vermeide ich diese Sachen eher.
Das ist hier noch mal ein eigener Punkt tatsächlich. Weiß nicht, ob es von euch noch einen Gedanken oder eine Ergänzung gibt.
Björn Balg:
[1:27:57] Nee, also das fällt auch noch mal wieder in so andere Punkte eigentlich schon mit rein, die wir gebracht haben, ja.
Nicolas:
[1:28:03] Ich finde an der Stelle wichtig, das trifft auf so eine Gefühlsebene.
Hier geht es nicht darum, irgendeine Leistung zu zeigen oder nicht zu zeigen, sondern hier geht es darum, wie man sich dabei fühlt, ne?
Mag, nicht, mögen und widerwillig sein.
Das betrifft eben so ein inneres Erleben, dass man sich auch schlecht dann fühlt, wenn man mit diesen Sachen irgendwie konfrontiert ist, so, ne?
Ben:
[1:28:23] Ja, diese inneren Widerstände, ja, ich glaub, dass man ... Also, das unterscheidet ja, würd ich, glaub ich, auch sagen, hier eben das ADHS-Erleben mitunter von dem normalen. Weil natürlich hat man sozusagen anstrengende Aufgaben.
Wer sagt, oh, ich hab richtig Bock auf eine total anstrengende Aufgabe?
Also, es ist ja auch etwas, was allen Menschen ein Stück weit so geht.
Aber ich glaube eben, dieses spezifische Erleben von einer Wand, von so einer starken, wirklich, ähm, ja ...
Wunsch, sich das fernzuhalten, oder so eine starke Aversion dagegen, das wäre, glaub ich, hier mein Gefühl, da unterscheidet sich das ADHS-Erleben eben noch mal im subjektiven Erleben auf jeden Fall.
Genau. Okay, gut.
Würd ich sagen, haben wir schon viel drüber gesprochen.
Gehen wir mal weiter. Ah ja, das ist interessant.
Können wir noch mal drüber nachdenken, wie es in der Kindheit war.
Verliert oft Gegenstände, die für Aufgaben oder Aktivitäten nötig sind.
Wie oft hast du einen Schlüssel verloren, eine Uhr verloren?
Björn Balg:
[1:29:33] Ich bin chronischer Turnbeutelvergesser.
Ben:
[1:29:35] Toter Turnbeutelvergesser.
Björn Balg:
[1:29:38] Die beste Story ist, dass ich einmal mein Handy im Zug hab liegen lassen.
Und ich habe das nicht mal gemerkt. Ich wusste nicht mal, dass ich das verloren habe, bis ich abends angerufen wurde von einer Person, die das Handy gefunden hat und hatte aber bei meiner Stimme nicht erkannt, dass ich, dass ich was, ich glaube, da war ich so 13, 14 oder so, dass ich was jünger war und hat mich für meinen Vater gehalten.
Und weil ich natürlich jetzt nicht irgendwie so, nee, ich bin da, ich hab das Handy liegen gelassen, hab ich einfach mitgespielt und dann hab ich mich mit ihr über mich lustig gemacht.
Also quasi, ja, ja, sie wissen das ja, wie das mit den Kindern ist, ja, ja, natürlich, mein Sohn ist auch immer ganz schrecklich.
Und hat das dann an der Bahnstation am Hauptbahnhof in Bonn hinterlegt für mich und konnte das dabei abholen. Ja, aber ich bin chronischer Turnbeutelvergesser, ich muss wissen, wo alles ist, ich muss Gegenstände immer an derselben Position ablegen.
[1:30:34] Ich muss auch Sachen, die ich, ich lasse zum Beispiel, ich gehe momentan jede Woche zum Bouldern und ich lasse einfach meine Schuhe immer in der Tasche.
Und dann weiß ich, ich nehm die Tasche mit, da sind die Schuhe drin, dann muss ich die nicht irgendwo suchen oder irgendwas anderes, ich weiß, das ist da drin.
Und auch ansonsten, ich brauch so gefühlt Rituale, in denen ich halt immer das mache zuerst und dann weiß ich, weil ich ansonsten auch vergesse, irgendwie was zu trinken mitzunehmen oder sonst was irgendwie zu machen.
Ich muss dann immer so, bevor ich aus dem Haus gehe, links und rechts mal klopfen.
Habe ich meinen Schlüssel, habe ich mein Handy, habe ich mein Portemonnaie mit dabei und solche Sachen.
Ich bin so oft aus dem Auto schon ausgestiegen und habe den Schlüssel stecken lassen und bin dann Stunden später wiedergekommen und war so, wo ist mein Autoschlüssel? Und dann so, ah, steckt schon wieder.
Das ist katastrophal. Ich meine, spielen...
Wie oft hab ich irgendwas vergessen mitzunehmen oder liegen zu lassen, obwohl ich's wusste, dass es irgendwie da ist. Einfach vergessen abzuspeichern.
Und dann sich eine halbe Stunde später ... Oh, fuck! Das hab ich auch so oft in Streams schon gehabt, wo ich dann immer ...
Wir machen jetzt das und das, das ist jetzt die Taktik. Und dann hab ich wieder vergessen, einen bestimmten Schritt zu machen. Jedes Mal. Das ist ... Also, das ...
Weiß ich nicht, ob man das ins Spiel ... Das ist, glaub ich, nichts, was mit einer Accessibility-Option oder so ... Das ist ein Komplettsinn.
Ben:
[1:31:59] Was ja tatsächlich total gut ist, finde ich, diese ganzen Quick-Resume-Funktionen, die du jetzt auch auf der Xbox hast. Wenn du mal ausgemacht hast, ohne zu speichern, dann ist es nicht so schlimm gewesen.
Dann kannst du's meistens noch fortsetzen. Das ist sehr hilfreich.
Björn Balg:
[1:32:12] Dass es immer so ein Autosave gibt. Ich mag das auch, selbst spiele dir dann ... Das ist der feste Speicherpunkt.
Aber wir haben zumindest ein Autosave, dass wenn du das Spiel ausmachst, das ist kein Spielstand, den du neu laden kannst, um irgendwas zu wiederholen.
Wenn du stirbst, dann musst du zu deinem richtigen letzten Speicherpunkt zurückgehen.
Ich mein, auch da, ich hab schon oft genug in irgendwelchen Zweifel-Horrortiteln vergessen, abzuspeichern.
Und bin dann so, bin gestorben, und dann merk ich so, oh mein Gott, wann hab ich das letzte Mal gespeichert, dieser Moment?
Ben:
[1:32:44] Oh, da war was.
Björn Balg:
[1:32:45] Aber ja, ich mag es, wenn ich ein Spiel ausmache und ich habe vergessen zu speichern.
Ich habe mal bei Final Fantasy X, ich glaube, vier oder fünf Stunden Grind-Progress verloren, weil ich vergessen hatte, am Ende zu speichern.
Nicolas:
[1:33:00] Das tut heute noch weh.
Ben:
[1:33:02] Das sind so Momente, da würde ich, wenn mir das passieren würde, würde ich sagen, es war eine schöne Zeit, aber ich habe keinen Bock mehr.
Ich werde das nicht wiederholen.
Meine Zeit mit dem Spiel ist vorbei.
Björn Balg:
[1:33:11] Da braucht man ein paar Tage.
Ben:
[1:33:14] Da braucht man Tage.
Nicolas:
[1:33:15] Trauerarbeit.
Ben:
[1:33:16] Das hab ich nämlich ... Ja, ich hatte zum Beispiel damals ...
Hab ich Quantum Break irgendwie bis ins vorletzte Kapitel gespielt.
Und dann hat meine Xbox meinen Spielstand gefragt einfach. Und ich konnte den nicht wiederherstellen.
Und ich konnte den auch nicht aus der Cloud. Da war der auch corrupt irgendwie.
Und ich war so frustriert, hab ich gedacht, okay.
Das war meine Erfahrung mit Quantum Break. Ich werd die nicht noch mal spielen.
Ich guck mir das letzte Kapitel bei YouTube an. Das fand ich so frustrierend, da hatte ich keine Lust, dieses Spiel noch mal zu spielen.
Ähm, ja. Ich hab grad noch so gefragt, Dinge verlieren, verlegen, wo du sagst, Dinge müssen feste Orte haben und so.
Wie ist denn das mit irgendwelchen Inventaren und Kisten und so?
Ich denk grad persönlich an Minecraft, da hab ich auf jeden Fall immer bestimmte Kisten, wo immer bestimmte Sachen drin sind.
Ist es bei dir auch so ein Ding, dass du Inventare auch so sortierst, dass die Dinge immer an den gleichen Orten sind?
Björn Balg:
[1:34:13] Ich hab jetzt Minecraft nicht viel gespielt, aber das hatte ich schon mal, dass ich irgendwo eine Box aufgemacht hab. Da war ich so, fuck, in welcher war jetzt was drin? Ah, Scheiße, wo war das Ding jetzt noch mal?
Ich meine, in den meisten Spielen ist es halt relativ easy, wenn du, wie zum Beispiel Resident Evil oder so, dann hast du die Itemboxen, die miteinander verbunden sind.
Dann weißt du, da ist immer der ganze Kram drin. Das war's für heute. Bis zum nächsten Mal.
Resident Evil Zero ist da schon ein bisschen schlimmer, weil da hast du die Itemboxen nicht. Aber du kannst alle Gegenstände auf den Boden legen.
Dann wird dir das eben auf der Karte mit so Punkten angezeigt.
Und auch da, damit ich nicht vergesse, wo was ist, hab ich jedes Mal, wenn ich Resident Evil Zero spiele, ich leg alles in das Foyer ab am Anfang.
Ben:
[1:34:56] Ja, das Foyer, der Ablageraum. Du hast immer einen Ablageraum.
Björn Balg:
[1:34:59] Und dann ist dann der ganze Boden am Blinken.
Ben:
[1:35:03] Irgendwann ... Genau so hat es bei unserem letzten Playthrough auch ausgesehen.
Es gibt den Ablageraum, da weiß man, da legt man die Dinge ab.
Es ist in der Regel das Foyer, genau, da ist man eine ganze Weile, kommt man da vorbei.
Äh, ganz genau, ja. Da weiß man, okay, das ist der Raum, der dafür reserviert ist. Hier können wir Sachen auf den Boden legen.
Björn Balg:
[1:35:23] Das ist genauso wie mit Informationen